Volleyballerinnen unterliegen im Zweitligaduell gegen Favorit Skurios Volleys Borken nach großem Kampf mit 2:3.

Als die Stralsunder Wildcats am Sonnabend im fünften Satz schnell mit 5:1 in Führung gingen, war die Überraschung gegen die bis dahin ungeschlagenen Skurios Volleys Borken greifbar.

Der Favorit war angeknockt, die Thiel-Truppe obenauf. Selbst eine Aufholjagd von Borken (5:4) konnte der 1. VC abwehren (10:7). Die knapp 300 Zuschauer feuerten die Damen zum dritten Satzgewinn. Doch als Laura Kurtzes Angriffsschlag wenig später geblockt wurde, hatten die Gäste den Satz zum 12:11 gedreht. Vier Aufschläge später jubelte Borken über den vierten Sieg im vierten Zweitligaspiel – 3:2 (25:18, 16:25, 21:25, 25:21, 12:15). „Ich hätte mir gewünscht, dass wir in dieser Situation kühlen Kopf bewahren“, haderte Wildcats-Trainer André Thiel. „Wenn du im entscheidenden Moment nicht 100 Prozent gibst, geht es ruckzuck – auf einmal liegst du zwei Punkte zurück.“

Die Partie begann gut für die Gastgeberinnen. Der erste Borkener Aufschlag war zu weit – 1:0 Wildcats. Danach schmetterte Madleen Piest zum 2:0. Nach dem 5:5 begann die erste starke Phase der Stralsunderinnen: Unter anderem ließen ein Netzroller von Kurtze, ein Block und ein Ass von Piest die Wildcats auf 14:9 enteilen. Davon erholten sich die Gäste nicht mehr. Paula Wedekind blockte den Satzball zur 1:0-Satzführung. „Wir haben gemerkt, wie wir sie packen können: Mit einem mutigen Aufschlag“, kommentierte Thiel.

Den behielten die Sundstädterinnen auch im zweiten Satz, lieferten sich einen engen Schlagabtausch mit Borken und blieben auch nach zwischenzeitlichen 3:6-Rückstand dran. Diesen Kampf honorierte das Publikum in der Diesterweghalle: Sabrina Dommaschke, die an diesem Tag stark annahm, wehrte zunächst per Hechtsprung einen Borkener Ball ab. Dann blockten Piest und Wedekind den nächsten Angriff, ehe Anne Krohn zum 11:10 verwandelte. Doch kurz darauf begann die Aufschlagshow von Borkens MVP Anika Brinkmann. Die 32-Jährige zimmerte neun Angaben in Folge in die Stralsunder Hälfte – 21:12, die Vorentscheidung im zweiten Durchgang.

Auch im dritten Satz begegneten sich Stralsund und Borken auf Augenhöhe. Die Gäste gingen in Front (1:4, 4:7), bis ein Ass von Swantje Basan den 10:10-Ausgleich besorgte. Es wurde um jeden Punkt hart gekämpft. Beim Stand von 12:14 überquerte der Ball sieben Mal das Netz, bevor Kurtze zum Punktgewinn über den Block tippte. Das Trainieren von langen Ballwechseln unter der Woche hatte sich ausgezahlt. Oft gingen die Wildcats aus solchen Duellen als Siegerinnen hervor. Dennoch mussten sie am Ende Satz 3 knapp abgeben.

Doch die Wildcats kämpften sich zurück. Nach dem 8:8 im vierten Durchgang holten vor allem Krohn und Piest über Außen und Wedekind durchs Zentrum einige Punkte (11:10, 16:13, 22:18). Piest, deren Annahme zurück ins Borkener Feld sprang (24:20) und Dana Polenz mit dem 25:20 durch die Mitte sorgten dann für den Entscheidungssatz. „Großes Kompliment an die Mannschaft wie sie mit dem Rücken zur Wand wieder in das Spiel gekommen ist“, lobte Thiel.

Allerdings behielt der fünfte Satz kein Happy End für Stralsund bereit – und das trotz Führung und teils spektakulären Punkten. So baggerte Wedekind nach schlechtem Zuspiel mit dem Rücken zum Netz über Kopf zum 7:5. Dann holte die 1,78-Meter-Zuspielerin Basan im Solo-Block das 11:9. Doch es half nichts. Borken entführte den zweiten Punkt aus Stralsund, die Wildcats müssen sich mit einem Zähler begnügen. „Wir mussten uns super wehren gegen den Druck von Borken. Am Ende haben sie es ein bisschen besser gemacht als wir“, gestand Thiel.

Kapitänin Anne Krohn wurde deutlicher: „Borken war besser, weil sie nicht so viele leichte Fehler gemacht haben. Zudem waren sie konstanter. Der fünfte Satz war bezeichnend. Wir führen, weil wir gut spielen, doch auf einmal nicht mehr. Wir hören auf, druckvoll zu spielen, weil wir selbst Druck bekommen.“ Für die Diagonalangreiferin ist die Saison bisher eine Achterbahnfahrt. „Wir spielen gegen Köln scheiße, gegen Oythe gut, gegen Leverkusen wieder scheiße und gegen Borken gut. Wir brauchen jetzt ein gutes Grundniveau!“

Dieses Grundniveau können sich die Wildcats in den nächsten Wochen erspielen. Am Sonntag steht das Pokalspiel beim Drittligist Hildesheim, am Freitag darauf das Ligaduell gegen Schlusslicht VCO Schwerin an. Für André Thiel ist die Leistung gegen Borken wegweisend: „Wir haben uns den Punkt verdient. Für uns ist das ein Auftrag, genau so weiterzumachen.“

 

Von Horst Schreiber