Die Zweitliga-Volleyballerinnen gewinnen gegen VCO Schwerin souverän, wurden im dritten Durchgang aber auf dem falschen Fuß erwischt.

Schwerin. Bentje Bornath konnte sich nach dem Abpfiff vor Umarmungen kaum retten. Die Stralsunder Libera war eine von sieben Wildcats, die beim Zweitligaspiel am Freitagabend gegen den VCO Schwerin zu ihren Wurzeln zurückgekehrt ist. Viele Jahre hat die gebürtige Schwerinerin in der Landeshauptstadt Volleyball gespielt und kennt noch viele Mädchen aus dem aktuellen VCO-Kader. Nach dem 3:1 (25:12, 25:11, 21:25, 25:12)-Sieg von Stralsund herzte erst Anna Marquardt die glückliche Bornath, dann „erdrückte“ Lea Ambrosius die Heimkehrerin. „Wir hatten vor dem Spiel keinen Kontakt per SMS oder WhatsApp, aber uns vorher getroffen und gequatscht“, berichtet Bornath. Auch nach dem Duell gab es noch viel Gesprächsstoff mit den ehemaligen Teamkolleginnen – zum Beispiel über den zweiten Saisonsieg der Wildcats, die nur im dritten Satz Probleme mit dem Nachwuchs des Schweriner SC hatten.

Gegen den Tabellenletzten aus der Landeshauptstadt begann das Team von Trainer André Thiel stark. Anne Krohn, die sich an diesem Abend mit 17 direkt erzielten Punkten und starken Aufschlägen zur Matchwinnerin aufschwingen sollte, brachte die 1:0-Führung. Schnell wuchs der Vorsprung des Favoriten (5:3, 8:3, 11:3). Schwerin offenbarte große Probleme bei der Annahme und im Zuspieltiming, sodass die Wildcats nur selten unter Druck gerieten. Nach 20 Minuten ging der erste Durchgang nach Stralsund.

Der zweite Satz startete noch besser für die Gäste. Franziska Kühn holte mit den ersten acht Aufschläge eine komfortable Führung (8:0). Die kurze Aufholjagd der Schwerinerinnen (3:8) beendete Krohn trocken mit einem direkten Schmetterball nach VCO-Annahme. Stralsund hielt Schwerin auf Distanz (14:8, 17:9, 20:10), weil in der zweiten Hälfte des zweiten Satzes vor allem Kapitänin Lene Scheuschner einige Punkte mit harten Angriffen über links holte und Kühn erneut eine Aufschlagsserie hinlegte. „Wir haben super angefangen“, freute sich Thiel. Allerdings beschränkte sich sein Lob auf die ersten beiden Sätze, nach denen alles auf einen schnellen 3:0-Erfolg der Wildcats hindeutete.

Doch der dritte Durchgang hielt einige Überraschungen parat. Zunächst rotierte André Thiel Anne Krohn raus, dann ging der VCO erstmals an diesem Abend in Führung (1:0.). Und plötzlich waren die Gastgeberinnen obenauf. Der 1:5-Rückstand schmeckte Thiel gar nicht, der Trainer nahm die Auszeit. „Ich habe den Mädels gesagt: Wenn wir keinen Druck machen, ist Schwerin da“, beschwor der 37-Jährige. Und so kam es. Schwerin zog auf 7:1 davon. Immer wenn die Wildcats einen Punkt machten, schlug der VCO zurück. So schafften es die Gäste zunächst nicht, entscheidend zu verkürzen (3:9, 5:9, 7:11, 9:12). Dann kam Krohn zurück aufs Feld und Thiel nahm die nächste Auszeit beim Stand von 12:20.

Beide Maßnahmen zeigten Wirkung und die nächste Überraschung sollte folgen. Die Wildcats holten neun Punkte in Folge und drehten durch ein Krohn-Ass den schon verloren geglaubten Satz in eine 21:20-Führung. Die Schwerinerinnen, die mit einem Durchschnittsalter von 16,7 Jahren im Mittel acht Jahre jünger waren als ihre Stralsunder Kontrahentinnen, wurden in diesem Abschnitt zunehmend nervös. Die Schlussphase gehörte dann wieder Schwerin, auch weil Stralsund nicht clever genug agierte. Zwei Aufschläge hintereinander, die deutlich im Aus gelandet wären, nahmen die Wildcats an und kassierten in der Folge die Punkte. So holte sich der VCO unter großem Jubel seinen zweiten Satz der Saison.„Ich habe rotiert, weil ich mir dadurch noch einmal einen Kick erhoffte und ich den Mädels die Spielzeit geben wollte“, erklärte Thiel und gestand: „Durch die Rotationen sind die einzelnen Spielerinnen aber nie richtig reingekommen.“

Im vierten Satz knüpften die Wildcats schnell wieder an die Leistung zu Beginn der Partie an. Stralsund zog davon (8:1, 9:3, 11:3) und ließ sich den Sieg nun nicht mehr nehmen. Lisa Schulmeister, die nach dem Schwerin-Spiel in ihren 27. Geburtstag reinfeierte, brachte mit zwei Angriffen durch die Mitte die Vorentscheidung (19:10). Der entscheidende Aufschlag von Maxima Schröder (VCO) geriet zu lang – die Wildcats feierten ihren zehnten Triumph im 19. Duell gegen Schwerin und sind nun Tabellenachter. Am Sonnabend kommt Emlichheim in die Diesterweghalle.

 

Von Horst Schreiber