Volleyball-Zweitligist siegt binnen 24 Stunden 3:0 gegen Aufsteiger Aligse und 3:2 in Berlin

Stralsund. Das Wiedersehen zwischen André Thiel und Holger Banko verlief für nur den Stralsunder Trainer optimal, für den Gast aus Aligse hingegen war es eins zum Vergessen. Thiel hat am Sonnabend mit seinen Wildcats Gegner SF Aligse mit 3:0 (25:14, 25:22, 25:15) aus der Diesterweghalle gefegt. Vor neun Jahren haben Thiel und Banko gemeinsam die Lehrgangsbank gedrückt und die A-Lizenz-Prüfung abgelegt.

Beim Zweitligaduell am Wochenende trafen sich die kurzzeitigen Weggefährten erstmals bei einem Ligaspiel wieder. „Ehrlich gesagt, hatte ich mir das Wiedersehen anders vorgestellt“, beichtete Banko nach der Partie und erläuterte, warum der Besuch am Sund für ihn nicht so positiv ausging: „Stralsund hat uns vor Aufgaben gestellt, bei denen wir nicht hinterhergekommen sind. Wir leben vom Kollektiv und das hat heute nicht funktioniert.“

Dafür sorgte auch die Ansprache von André Thiel an seine Mädels vor dem Spiel: „Die sollen hier das erste Mal herkommen und gleich das beste Stralsund erleben!“ Diese Vorgabe setzte die Thiel-Truppe um, hielt den Aufsteiger aus dem Dorf nahe Hannover – bis auf eine kurze Phase zum Ende des zweiten Satzes – souverän in Schach.

In allen drei Sätzen gingen die Wildcats stets durch Fehler der „Gallierinnen“ in Führung. Im ersten Durchgang lagen die Stralsunderinnen so schnell mit 3:0 vorn. Als Madleen Piest im vierten wuchtigen Versuch zum 12:7 einschlug, brauchten Banko und seine Mädels eine Verschnaufpause. Doch die Auszeit half nichts. Stralsund blieb mit druckvollen Aufschlägen und mutigen Angriffen obenauf (17:10, 21:13) und holte sich den ersten Satz mit 25:14. „Das war sehr beeindruckend von uns. Damit kam Aligse nicht zurecht“, kommentierte Thiel.

Nach dem Seitenwechsel landete zunächst ein Aligser Angriff im Aus – Führung Wildcats. Thiel applaudierte mit Taktiktafel in der Hand, wollte sein Team sofort wieder auf emotionale Betriebstemperatur bringen. Und die war heiß: 6:1, und 10:4 führte der 1. VC, ehe sich die Gäste bis auf vier (14:10), drei (16:13) und zwei (17:15) Zähler rankämpften.

Beim Stand von 21:17 drosch Lea Weber das Spielgerät nach langem Ballwechsel ins Netz – symptomatisch für das Aligser Spiel in Stralsund. Der Tabellenzwölfte fiel mit hoher Fehlerquote auf. Weber ließ den Ärger über den abgegeben Punkt am Halleboden aus, haute mit der flachen Hand mehrmals drauf. Als die Wildcats zum Satzball ansetzten, wehrten sich die Gäste jedoch kräftig, holten bis auf 22:24 auf. Thiel nahm eine Auszeit. „Brust raus!“, deutete der Trainer seinen Spielerinnen an. Das klappte. Paula Wedekind rettete einen eigentlich verkorksten Angriff durch die Mitte mit den Fingerspitzen und setzte den Ball zum Satzgewinn in die Aligser Hälfte.

Im dritten Durchgang sorgten die Gastgeber innen schnell für klare Verhältnisse (8:4, 12:4, 18:10). Den Schlusspunkt setzte Anne Krohn, die den Ball von außen ins Aligser Feld schmetterte – 25:15. „Wir haben viel weniger eigene Fehler gemacht als der Gegner, variabler gespielt und hatten nur eine kurze Schwächphase“, benannte Madleen Piest die Schlüssel zum Erfolg. Die beste Spielerin des Spiels verriet: „Ab Mitte des dritten Satzes habe ich gemerkt: Jetzt brauchen wir nur noch zehn Punkte, das ziehen wir!“

Mit dem Duell gegen Aligse endete die Heimsaison 2018 der Wildcats, die laut Piest ihren Höhpunkt im Pokal gegen Straubing fand. „So krass habe ich ein Spiel noch nicht erlebt“, berichtete die Diagonalangreiferin, die sich in der heimischen Diesterweghalle grundsätzlich viel wohler fühle als in der Fremde.

Doch auch ohne den großen Wohlfühlfaktor können Piest und Co. siegen. Einen Tag nach dem Aligse-Erfolg waren die Stralsunderinnen beim BBSC Berlin gefordert und schnappten sich den zweiten Sieg innerhalb von 24 Stunden. Beim 3:2 in der Hauptstadt demontierten die Wildcats den Gegner im dritten Satz (25:10), drehten so zunächst das Spiel auf 2:1. Doch durch die Pleite im vierten Durchgang (21:25) konnte der Tabellensiebte den sechsten Saisonsieg erst im Tie-Break (15:11) klarmachen.

von Horst Schreiber (OZ)