Volleyballerinnen ringen VfL Oythe nieder und geben sich gegen VCO Schwerin keine Blöße. Spielerin Anne Krohn erwischt Sahne-Tage mit zwei Auszeichnungen.

Anne Krohn streckt ihren rechten Arm in die Luft, grinst und nickt kaum sichtbar, ehe ihre Teamkolleginnen sie in den Jubelkreis auf dem Feld aufnehmen. Diese Szene wiederholte sich am Sonnabend einige Male. Die Diagonalangreiferin der Stralsunder Wildcats punktete im Duell gegen den VfL Oythe auch aus teils unmöglichen Situationen für ihr Team. So führte Krohn ein sehr gut funktionierendes Stralsunder Volleyball-Ensemble zum 3:2-Erfolg über den Tabellenvierten der 2. Bundesliga Nord. Die 35-Jährige, die vom gegnerischen Trainer Ali Hobst zur Spielerin des Spiel gewählt wurde, hielt sich nach der Energieleistung gegen Oythe aber bedeckt: „Gefühlt war meine Leistung okay“, und schob lobend hinterher: „Dafür lag unsere Teamleistung völlig über Niveau!“

„Mit Remis wäre ich d’accord“

Die Wildcats starteten gut in die Partie, drei der ersten vier Punkte holten die Gastgeberinnen über den Block. Insgesamt sollten die Wildcats an diesem Tag zu 16 Blockpunkten kommen. Nachdem sich die Damen des 1. VC Stralsund zur Mitte des ersten Satzes absetzen konnten (15:10), mussten sie kurz vor Ende die Führung abgeben (19:21), erkämpften sich aber in der Verlängerung den ersten Satzpunkt. Anne Krohn verwandelte zum 27:25.

Bitter für den Gegner: Oythes Leistungsträgerin Franka Galeazzi verletzte sich vor dem Satzball schwer am Knie, musste mit Verdacht auf Außenband- und Meniskusriss ins Krankenhaus gefahren werden.

Der zweite Durchgang glich dem ersten: Enger Beginn (5:9, 10:9), dann zogen die Wildcats davon (16:11). Nur hielten die Stralsunderinnen den VfL diesmal in Schach. Bentje Bornath trumpfte ab dem zweiten Satz mit guten Angriffen auf und sicherte mit dem finalen Schlag schon mal einen Zähler für Stralsund – 25:20 – 2:0.

Doch dann zogen die Gäste an. Die mit drei US-Amerikanerinnen, zwei Kanadierinnen und zwei Polinnen gespickten Niedersachsen wurden im Angriff kompromissloser. Nach der Satzniederlage im dritten Durchgang (18:25), mussten sich die Wildcats auch im vierten Satz denkbar knapp geschlagen geben (23:25). Damit war die Hoffnung auf drei Punkte futsch.

Umso bemerkenswerter war das Comeback des Tabellensiebten im Tie-Break: Die Wildcats gingen in Führung (3:1), ließen sich auch von zwei Gleichständen (3:3, 6:6) nicht verunsichern. Das Team funktionierte: Libera Sabrina Dommaschke verteidigte stark, Krohn besorgte den Matchball, den Rosa Ahrenberg per Aufschlagpunkt verwandelte.

„Bine (Sabrina Dommaschke/d.Red.) hat überragend angenommen, Bentje hat stark angegriffen. Jeder hat seinen Teil zum Sieg beigetragen. So wünscht man sich das doch“, freute sich Krohn. Ihr Trainer André Thiel stimmte ein: „Das war eine absolute Teamleistung, da hebe ich keine heraus. Das war mal wieder ein echtes Volleyballfest!“

Dass das Spiel hochklassig war, befand auch Oythes Trainer Hobst, der mit Anne Krohn („Alles, was ich kann, kann ich dank ihm“) und Swantje Basan mit dem VT Aurubis Hamburg 2012 Zweitliga-Meister wurde. „Heute gab es keine schlechte Mannschaft. Mit einem Remis wäre ich d'accord“, sagte der Übungsleiter, der sich in diesem Fall eine Regelausnahme gewünscht hätte.

Schweriner Nachwuchs ohne Chance

Das Kontrastprogramm wartete am Sonntag auf die Wildcats. Während sie Oythe im bislang längsten Saisonspiel (2:19 Stunden) niedergerungen haben, fegten sie den VCO Schwerin in 1:09 Stunde aus der Diesterweghalle. Beim 3:0 (25:15, 25:13, 25:15) konnte der Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters SSC Palmberg Schwerin nur zu Beginn mithalten.

Nach dem 12:11 für Stralsund mehrten sich die Fehler auf Schweriner Seite. Dann waren die Wildcats, die über das gesamte Spiel druckvoll angriffen, auf und davon (16:11, 20:12). Im zweiten und dritten Satz bestimmten die Gastgeberinnen vor 300 Fans inklusive lautstarkem Schweriner Anhang von Beginn an das Tempo. Franziska Kühn startete den finalen Satz mit einer Aufschlagserie (7:0), Bentje Bornath beendete das Derby im Schnelldurchgang. „Wir haben uns ein bisschen mehr erhofft, aber in der Annahme so viel liegen gelassen, dass wir nicht zum Spielen gekommen sind“, haderte VCO-Trainer Bart-Jan van der Mark, der mit seinem Team erst drei Sätze in der laufenden Saison gewinnen konnte. Sein Gegenüber André Thiel zeigte sich zufrieden mit dem Wochenende: „Fünf Punkte – super!“

Auch für Anne Krohn endete das Sahne-Wochenende mit einem persönlichen Highlight: Durch die erneute Auszeichnung zur Spielerin des Spiels führt sie nun das Zweitliga-Ranking der MVP (Most Valuable Player) an.

Von Horst Schreiber (OZ)