Wildcats-Spielerinnen verabschieden sich mit 3:0-Sieg gegen RPB Berlin aus Stralsund

Ein passenderes Ende für das Wildcats-Kapitel von Franziska Kühn und Lisa Schulmeister hätte man sich nicht ausdenken können: Mit ihrer letzten Berührung im Trikot der Stralsunder Wildcats bereitete Zuspielerin Kühn den Matchballpunkt vor, Mittelblockerin Schulmeister vollendete mit einem finalen Schmetterball den Angriff. 25:16. 3:0. Das Spiel der Stralsunder Volleyballerinnen gegen RPB Berlin ist aus, die Zweitliga-Saison damit zu Ende – ebenso wie die Karrieren der beiden Spielerinnen am Sund.

Kühn und Schulmeister müssen ihre Volleyball-Ambitionen berufsbedingt zurückschrauben und werden den Verein verlassen. Die Partie am letzten Spieltag vor 490 Zuschauern bildete den perfekten Rahmen für einen großen Abschiedsabend.

Lockeres Saisonfinale

Dafür sorgten in erster Linie muntere Wildcats und überforderte Berlinerinnen. Zunächst geriet ein Gäste-Schlag zu lang, dann versprangen zwei Annahmen, ehe Dana Polenz und Anne Krohn die Wildcats nach wenigen Sekunden mit 5:0 nach vorn brachten. Da brauchte RPB direkt die erste Verschnaufpause. „Das ging super los. Meine Mädels waren hellwach“, lobte Wildcats-Trainer André Thiel den Start.

Nach der ersten Auszeit ließ Stralsund nicht locker (9:1, 16:6, 25:13). Auch die Sätze zwei (25:14) und drei (25:16) gingen deutlich an die Wildcats, die an diesem Tag keine große Volleyball-Kunst darbieten mussten, um den Gegner zu knacken. Nur selten brachte RPB Druck in den eigenen Angriff. „Ich hatte sicher nicht damit gerechnet, dass das so deutlich wird“, meinte Thiel. So lief alles auf einen „perfekten Abschluss“ (Thiel) hinaus – für die Wildcats und vor allem für Lisa Schulmeister und Franziska Kühn.

„Franzi hat mich hierher geschleppt“

Kühn steht als Ärztin im Rostocker Klinikum vor der Facharztprüfung zur Chirurgin, Schulmeister lebt bereits seit einem Jahr in Hagenow, beendet im Mai am dortigen Gymnasium ihre Referendariatszeit und will anschließend in der westmecklenburgischen Stadt bleiben.

Kühn streifte sich erstmals 2011 das Wildcats-Trikot über, blieb zwei Jahre. Dann spielte sie im Heimatort Rostock, ehe sie die vergangenen drei Zweitliga-Spielzeiten wieder in Stralsund durchstartete. „Jetzt wird es mit der Arbeit aber zu viel, ich schaffe es zeitlich nicht mehr“, gesteht die 33-jährige Zuspielerin.

Schulmeister geht es genauso. Seit ihrer Zeit in Hagenow trainierte sie nur noch sporadisch beim Regionalligisten MSV Pampow mit. Nun will die angehende Deutsch- und Philosophie-Lehrerin ihr Volleyball-Pensum zurückfahren. Schon vor ihrem Engagement in Stralsund, das vor drei Jahren begann, legte Schulmeister eine Sport-Pause ein. „Ich hatte eigentlich schon aufgehört. Dann hat Franzi mich hierher geschleppt“, erinnert sich die Mittelblockerin.

Die Überzeugungsarbeit von Kühn hat sich ausgezahlt. Beide Spielerinnen blicken mit leuchtenden Augen auf ihre Zeit am Sund zurück. „Ich habe hier nochmal meine Erfüllung gefunden. Es war eine saugeile Zeit“, platzt es aus Schulmeister. „Meine persönlichen Höhepunkte waren das 3:0 gegen Köln in der vergangenen Saison und jetzt gegen Straubing im Pokal.“ Kühn, die gegen Köln zur Spielerin des Spiels gekürt worden war, stimmt zu: „Ja, das waren echte Gänsehaut-Momente.“

Tränen zum Abschied

Doch nicht nur sportlich lief es für die beiden rund, auch auf menschlicher Ebene hat es auf Anhieb gefunkt. „Wir waren ein supertolles Team. Ich habe hier viele Freunde gefunden“, so Schulmeister. Diese Verbundenheit machte den Abschied am Sonnabend umso schwerer. Nicht nur die Verabschiedeten kämpften gegen die Tränen. So muss Anne Krohn künftig ohne ihre Einspielpartnerin und enge Freundin Lisa Schulmeister auskommen. „Bei Anne und mir war es Liebe auf den ersten Blick“, seufzt die Mittelblockerin.

Für Kühn war das Wildcats-Umfeld Hauptgrund für die erfolgreiche Zeit am Sund: „Ein ganz fettes ,Danke’ an den Manager, die Fans, das Betreuer- und Trainerteam! Sie haben uns ermöglicht, auch unter schwierigen Trainingsbedingungen Volleyball auf hohem Niveau spielen zu dürfen.“

Trainer André Thiel entgegnet mit eigener Lobestirade: „Wir verlieren zwei verdiente, überragende Spielerinnen. Kompliment an sie und die ganze Mannschaft, dass sie Arbeit, Freizeit und Volleyball unter einen Hut bekommen haben.“

So ganz ohne Volleyball können Schulmeister und Kühn aber doch nicht. Schulmeister, die gerade mit Swantje Basan und Madleen Piest ihren Trainerschein macht, kann sich ein Engagement als Übungsleiterin vorstellen. Zudem steht für beide die Strandsaison vor der Tür. Spontan verabredeten sie sich für ein Turnier im Sand. Das nächste gemeinsame Kapitel ist also in Sicht, dann allerdings als Ex-Wildcats.

Von Horst Schreiber