Die Zweitligavolleyballerinen eröffnen die neue Spielzeit am Sonnabend bei Aufsteiger VC Allbau Essen. Die Rollen scheinen auf dem Feld nicht so klar verteilt wie auf dem Papier. In der Sommerpause verabschiedeten die Zweitligisten ein Identitätspapier, dass die Marke und Nachwuchsförderung im Unterhaus stärken soll.

In wenigen Stunden eröffnen die Stralsunder Wildcats die neue Zweitliga-Saison. Das Duell beim Aufsteiger VC Allbau Essen wird am Samstag um 19 Uhr angepfiffen und ist somit das erste Ligaspiel in der Nordstaffel. Das Team vom Sund könnte also bei einem klaren Erfolg nach dem ersten Spieltag von der Tabellenspitze grüßen – zumindest für einige Augenblicke, da vier Teams am Samstagabend nachlegen.

Doch so weit denken die Wildcats nicht, denn im Duell Aufsteiger gegen Vorjahres-Fünfter sind die Rollen nur auf dem Papier klar verteilt. „Essen ist kein normaler Aufsteiger, eigentlich ein gestandenes Zweitliga-Team“, weiß Mittelblockerin Dana Polenz. „Wir haben Respekt vor diesem Gegner!“ Trainer André Thiel bläst ins gleiche Horn: „Es sehe die Chancen 50:50. Entscheidend wird, wer besser mit Nervosität umgeht und schneller in seinen Spielflow kommt.“ Verstecken werden sich die Stralsunderinnen im Ruhrpott trotzdem nicht. „Beim Start will man überzeugen“, sagt Libera Sabrina Dommaschke.

Kurz vor dem Saisonstart üben sich die Akteure des 1. VC noch in Zurückhaltung was die Ausrichtung in den kommenden Monaten angeht. „Wir können es wirklich nicht abschätzen, aber das geht allen Teams so. Ab November kann man etwas Grundsätzliches sagen. Bis dahin ist die Tabelle auch egal“, meint Thiel.

Eine teaminterne Zielstellung soll beim Abschlusstraining Freitagabend stehen. Polenz lässt durchblicken: „Natürlich wollen wir konstant gute Leistung zeigen.“ Dommaschke ergänzt: „Ich will immer gute Ergebnisse bestätigen und besser abschneiden als vergangene Saison.“ Die erfahrene Spielerin liebäugelt mit einer Platzierung wie vor drei Spielzeiten. Damals wurden die Wildcats Dritter.

Der Übungsleiter konzentriert sich bei der Zielstellung auf sportliche Entwicklung. „Ich will die Spielerinnen in unserem Spiel auf ein interessantes, ansehnliches Niveau bringen“, formuliert Thiel und lässt offen: „Wohin das am Ende führt, werden wir sehen.“

Die Grundlagen für einen guten Start sind jedenfalls gelegt. Thiel spricht von fünf „sehr guten Vorbereitungswochen“, die „besser als im Vorjahr“ (Polenz) verliefen. Und für Dommaschke ist die Kader-Zusammenstellung mit nur zwei externen Zugängen (Sanja Bruns, Lisa Senger) und zwei bekannten Rückkehrerinnen (Tara Jenßen, Svenja Enning) ein positiver Faktor. „Das kann ein Vorteil sein. Lisa hat sich nahtlos eingefügt und Sanja war unseren meisten Ex-Schwerinerinnen sowieso bekannt. Daher mussten wir uns nicht groß kennenlernen, sondern konnten die Vorbereitung für’s Sportliche nutzen.“

Die 32-Jährige wird in Essen die erfahrenste Wildcat sein, denn Diagonalangreiferin Anne Krohn pausiert nach ihrer Strandsaison noch und auch Zuspielerin Swantje Basan wird am Samstag fehlen. Auf dem Feld werden es also vorwiegend die jungen Wildcats richten müssen.

Abseits der Platte gibt es Bewegung in der strukturellen Ausrichtung der Zweitligisten. In einem in der Sommerpause gemeinsam verabschiedeten Papier wollen die Teams im Bundesliga-Unterhaus die Liga-Marke stärken und den Nachwuchs besser fördern. So soll jeder Zweitligist künftig ein Trainingszentrum mit hauptamtlichen Talentetrainer werden. „Wir wollen ein Leuchtturm der Region werden“, bestätigt Thiel.

Damit fordert die 2. Bundesliga nun den Weg, den der 1. VC Stralsund schon lange eingeschlagen hat beziehungsweise einschlagen wollte. André Thiel erläutert: „Wir haben uns ja aus der eigenen Jugend entwickelt. Nun hat sich die erste Mannschaft leistungstechnisch vom Nachwuchs entfernt. Aber wir haben immer gesagt, dass wir langfristig die Jugend entwickeln wollen. Eine Trainerstelle steht schon längst auf der Agenda.“

Hintergrund der Nachwuchsreform ist die Verringerung der Volleyballförderung durch den Deutschen Olympischen Sportbund ab dem kommenden Olympia-Zyklus.

Von Horst Schreiber