Die Stralsunder Wildcats lösen die Pflichtaufgabe Regionalpokal gegen unterklassige Teams mit nur einem Satzverlust. Für Mittelblockerin Sanja Bruns ist der Cupsieg ein Gefühl, dass sie zweieinhalb Jahre lang vermisste.

Einmal kurz haben die Stralsunder Wildcats am Sonntag gewackelt. Doch der eine abgegebene Satz im Finale des Regionalpokals gegen den 1. VC Norderstedt war am Ende nicht mehr als ein winziger Fleck auf der ansonsten weißen Weste. 3:1 (25:9, 25:12, 21:25, 25:13) gewann der 1. VC Stralsund das Endspiel in der schleswig-holsteinischen Gemeinde am Stadtrand von Hamburg gegen den Gastgeber. Zuvor räumten die Stralsunderinnen Grün-Weiß Eimsbüttel aus dem Weg (25:15, 25:19, 25:17). Der erneute Titelgewinn des Regionalpokals avancierte für den Zweitligisten zum reizlosen, 550 Kilometer langen Pflichttrip gegen chancenlose Dritt- und Regionalligisten.

Neu-Wildcat gegen Fast-Wildcat

In der weitläufigen Moorbekhalle, die im Innern vorwinterliche Außentemperaturen angenommen hatte, brauchten die Wildcats kurz, um in Stimmung zu kommen. 2:5 lagen die Mädels gegen Erstrundengegner Grün-Weiß Eimsbüttel (Drittliga-Aufsteiger) zurück. Einmal Betriebstemperatur erreicht, ließen sie dem Gegner, bei dem Rica Tochtenhagen zuspielt, keine Chance mehr.

Tochtenhagen war noch in der Vorsaison Ligagegnerin der Wildcats und Teamkollegin von Mittelblockerin Sanja Bruns. Vom VCO Schwerin verschlug es sie im Sommer nach Hamburg, obwohl auch der 1. VC Stralsund um sie warb. „Ich wäre auch gern nach Stralsund gegangen, nur habe ich mein Studium in den Vordergrund gestellt“, erklärt die 19-Jährige, die ihr Wunschstudium Journalistik nicht in Mecklenburg-Vorpommern hätte beginnen können. Eine Hintertür hält sie sich dennoch offen. „Mal sehen, wohin mich der Weg noch führt“, lächelt die Zuspielerin.

Für Neuzugang Sanja Bruns war es vorerst ein Vorteil, Tochtenhagen als Gegenspielerin auf der anderen Seite zu wissen. „Ich wusste, dass sie gern zweite Bälle spielt“, erklärt die Blockerin, die sich während den beiden Regionalpokal-Partien ordentlich austoben durfte.

Die Bestätigung für die gute Blockarbeit gegen Eimsbüttel kam von Ariane Voelkner: „In der Abwehr habe ich nichts zu beanstanden, der Block war da.“ Die Co-Trainerin notiert am Spielfeldrand stets eifrig Spielsituation. „Ich markiere, wie unsere Abwehrspieler stehen“, erklärt Voelkner und deutet auf den Zettel mit Punkten, Kreuzen, Kreisen und Sternchen. Die Sofortanalyse des Spiels ist wichtig für das Trainergespann.

So können André Thiel und Voelkner gegebenenfalls taktisch nachjustieren und einzelne Spielerinnen coachen. „Wenn mit etwas auffällt, sage ich zu André, er sollte mal draufgucken. Aber er bekommt viel von selbst mit“, meint Voelkner. Gegen Regionalligist Norderstedt musste „Ari“ zwischenzeitlich viele Zeichen auf den Taktikzettel kritzeln und Thiel zweimal mit taktischer Auszeit eingreifen. Es half nichts, der dritte Satz ging an den Außenseiter aus Norderstedt. „Da hat keiner mehr Verantwortung übernommen und die Konzentration hat nachgelassen. Das war unnötig!“, sagte Voelkner und ergänzte: „Vor dem 4. Satz gab’s ’ne Ansage und dann lief’s wieder.“ Mittelblockerin Sanja Bruns stimmte ein: „Teilweise war unser Spiel chaotisch, aber dann haben wir es phasenweise wieder gut gespielt und uns abgesetzt.“

Bruns über gestiegene Ansprüche

So durfte die 19-Jährige nach dem Sieg im Verbandspokal vor zwei Wochen erneut das Gefühl genießen, dass sie vor ihrem Wechsel im Sommer vom Schweriner Ausbildungsverein zweieinhalb Jahre lang vermisst hatte. „Wir haben mit VCO Schwerin nichts gewonnen“, blickte Bruns zurück. Daher muss sich die Rüganerin noch an die höheren Ansprüche in Stralsund, wie den souveränen Sieg des Regionalpokals, gewöhnen. Dennoch schätzt Bruns, die die Aufgabe der Team-Kassenwärtin übernommen hat, den Ehrgeiz der Wildcats. „Ich dachte erst: ,Wow, die sind alle echt gut!’ Das ist ein anderes Trainingsniveau als in Schwerin, hier ziehen alle an einem Strang und jeden mit.“

Begeistert vom Niveau des Wildcats-Team glaubt Bruns daran, in der 2. Bundesliga Nord oben mitspielen zu können. Am Sonnabend bekommen Bruns und Co. die nächste Gelegenheit, in der Tabelle oben anzuklopfen. Die Wildcats müssen zum SCU Emlichheim. Obwohl die Niedersachsen nach zwei Spielen noch ohne Sieg sind, wird der dritte Spieltag ganz sicher nicht so ein Spaziergang wie die Titelverteidigung des Regionalpokals.

In drei Wochen steht dann das letzte Duell vor dem Einzug ins Achtelfinale des DVV-Pokals an. Zum finalen Qualifikationsspiel müssen die Wildcats zum BBSC, den sie in der Liga gerade erst mit 3:0 bezwungen hatten. Sollte der Coup aus dem Liga-Alltag wiederholt werden, kommen die Ladies in Black Aachen am 2. November an den Sund.