Stralsunder Wildcats wollen Hinspielpleite gegen VC Allbau Essen „ausbügeln“ / 1. VC lädt zum Aufschlag 2020 und wirbt für Crowdfunding-Projekt

Revanche lautet das Motto für die Stralsunder Wildcats im ersten Rückrundenspiel der laufenden Zweitligasaison. Denn gegen Aufsteiger VC Allbau Essen mussten die Volleyballerinnen im Hinspiel eine von bislang zwei Pleiten einstecken. „Ich will ein besseres Ergebnis als im Hinspiel erzielen. Ich will mich revanchieren“, bläst André Thiel deshalb zum Angriff am Sonnabend in der Diesterweghalle (Anpfiff 17 Uhr).

Wie der Stralsunder Trainer das 2:3 aus dem Hinspiel „aufholen“ will, verdeutlicht Thiel mit einem Blick auf die eigenen Stärken, den Gegner und die aktuelle Situation beider Mannschaften. Demgegenüber analysiert der Essener Coach, Marcel Werzinger, wie er mit seinem Team bestehen will.

Die Tabellensituation

Die Stralsunderinnen sind seit eineinhalb Monaten nicht zu schlagen. Anders als im Hinspiel, in dem die Rollen noch völlig offen waren, gehen die Wildcats nun als haushoher Favorit ins Duell gegen den Ligavorletzten. „Was die Tabelle angeht, könnte der Unterschied nicht größer sein“, behauptet Werzinger. Doch daraus zieht er Hoffnung: „Wir haben nichts zu verlieren, können mit dem Druck gegen Top-Teams besser umgehen.“

André Thiel gibt seinem Gegenüber recht: „Essens Trumpf ist der Underdog-Status.“ Allerdings relativiert der Stralsunder den tabellarischen Unterschied: „Sie sind die Könige der Fünf-Satz-Spiele. Das heißt, sie können immer mithalten.“

Die OZ meint: Der Favoritenstatus hat den Wildcats in den vergangenen Partien gegen ähnlich starke Gegner nicht geschadet. Vorteil Stralsund.

Die Crunchtime

Dass die Essener viele Fünf-Satz-Spiele absolviert haben, verdeutlicht zwar ihre Leistungsstärke als Aufsteiger, zeigt aber auch, dass sie in den entscheidenden Satzphasen nicht die Besten sind. Gegen Oythe verloren sie beispielsweise zwei Sätze trotz 22:18- und 23:18-Führung. „Wir stellen uns am Ende teilweise einfach zu doof an. Vom Spielerischen her mache ich mir keine Sorgen, dass wir in die 2. Liga gehören, nur klappt es im Kopf oftmals nicht“, gesteht Marcel Werzinger.

Dem gegenüber stehen die momentanen „Königinnen der Crunchtime“. Wenn die Wildcats nicht schon in der Mitte des Satzes für klare Verhältnisse sorgen, ziehen sie am Ende noch einmal an. „Das ist ein wesentlicher Unterschied“, bemerkt Thiel.

Nicht nur für die Trainer, auch für die OZ ein klarer Vorteil für Stralsund.

Der Kader

Zwar bezeichnet Marcel Werzinger den Stralsunder Kader als den „vielleicht besten der Liga“, doch verstecken muss er sich mit seinem Aufgebot nicht. André Thiel weiß: „Essen hat großes Potenzial im Angriff und – wenn sie genug Zeit haben – im Block.“ Über die Außen greifen beim VC Allbau Sandra Ferger und Lena Verheyen an, die mit Bayer Leverkusen schon Zweitliga-Champion geworden sind.

In der Mitte, die bei den Wildcats in dieser Saison stark blockt, haben sich Sanja Bruns und Paula Wedekind „sehr gut eingefuchst“ (Thiel). Werzinger kann mit Isabelle Zwingmann auf eine solide Mittelblockerin und mit Luzie Wiedeking auf eine talentierte Spielerin zurückgreifen. „Luzie macht Spiele, da denkt man, sie hätte nie etwas anderes gemacht“, meint Werzinger.

Thiel erhofft sich einen Vorteil auf der Diagonalposition. „Dort haben wir zwei auf hohem Niveau und sind beim Hinterfeldangriff stärker“, glaubt der Stralsunder. Zudem hat der Tabellenführer bewiesen, dass er einen breiten ausgeglichenen Kader hat. Ausfälle und Wechsel bedeuten keinen Leistungsabfall. „Essen kommt viel über die erste Sechs“, meint Thiel.

Dennoch, einen wirklichen personellen Vorteil kann sich kein Team erarbeiten, findet die OZ.

Die Fans und Doppelbelastung

Entscheidender Faktor für ein eventuelles Fünf-Satz-Spiel könnte die „Rote Wand“ in der Diesterweghalle werden. Lautstarker Support kann zusätzliche Kräfte mobilisieren. Marcel Werzinger hofft, dass auch sein Team davon profitiert: „In Stralsund herrscht Euphorie, vielleicht können wir da aufspringen. Das wird sicher ein tolles Spiel.“

Brisant: Essen muss am Sonntag noch zum Kellerduell beim VCO Berlin antreten. Werzinger gestand bereits: „Das wird für uns deutlich entscheidender.“

Die OZ: Sorry Essen, auch wenn die Stimmung in Stralsund für beide Teams prickelnd sein wird, nutzen wird es nur den Wildcats. Vorteil Stralsund.

Das Fazit

Normalerweise dürfte einer Fortsetzung der Stralsunder Erfolgsserie wenig im Wege stehen. Die Wildcats sind in den entscheidenden Phasen derzeit kaum angreifbar. Die starken Allbau-Akteure können dennoch für Unruhe und einen Satzgewinn sorgen.

„Entscheidend wird sein: Kriegen wir einen Fuß auf den Boden?“, meint Werzinger. Thiel will das sicherlich verhindern, denn: „Der Respekt vor Essen ist groß. Mindestens genauso groß ist aber der Wille, es besser als im Hinspiel zu machen.“

Von Horst Schreiber (OZ)

Nicht genug von den Wildcats?

Wer die Stralsunder Wildcats nicht nur von der Tribüne aus bejubeln, sondern hautnah erleben will, sollte am Sonntag um 12 Uhr in der Diesterweghalle beim Aufschlag 2020 dabei sein. Bei Training mit den Wildcats lernen Interessierte aller Altersklassen die Volleyballgrundlagen. Ab 14 Uhr wird dann gespielt – und zwar gegen ehemalige Ex-Wildcats.

Zusätzliche Unterstützung können die Volleyballerinnen bei ihrer Crowdfunding-Aktion gebrauchen. Der 1. VC möchte eine Leinwand plus Beamer anschaffen, um Fans und Sponsoren eine Info- und Präsentationsfläche zu bieten. „Wir erhoffen uns dadurch eine Aktraktivitätssteigerung des Heimspiel-Erlebnisses“, sagt Ariane Voelkner. Um das zu ermöglichen, soll am Sonnabend die Spardose wird es im Foyer der Diesterweghalle möglichst voll werden. Weitere Infos zum Projekt und zur Unterstützung auf: www.stralsund-crowd.de/vcstralsund