Volleyballerinnen kegeln Meister Skurios Volleys Borken nach 3:0 aus Meisterschaftskampf

Gratulationen zum möglichen Meistertitel lehnt André Thiel weiterhin kategorisch ab.

Auch nach dem 3:0 (25:19, 25:22, 25:21)-Erfolg seiner Stralsunder Wildcats am Sonnabend im –zumindest auf dem Papier – Spitzenspiel gegen Skurios Volleys Borken, mahnte der Volleyball-Trainer im Interview über die Hallenlautsprecher sowohl Richtung eigener Mannschaft, künftigen Gratulanten und Borken: „Ihr kennt das ja aus der vergangenen Saison: Erst, wenn man wirklich durch ist, kann man durchatmen.“ Glückwünsche im Form von aufrechtem Applaus des Borkener Publikums zum überraschend klaren Erfolg beim noch amtierenden Meister nahm Thiel aber sehr wohl entgegen. „Das war ein wichtiger Schritt und gibt uns Sicherheit für die letzten Auswärtsaufgaben in Ostbevern, Köln und Dingden.“

Viele Unterbrechungen, wenig Spitzenniveau

Nach Abpfiff gestanden beide Trainer, dass das Duell Dritter gegen Erster nicht wirklich Spitzenniveau hatte. Teilweise war das dem prall gefüllten Lazarett von verletzten und angeschlagenen Spielerinnen auf beiden Seiten geschuldet, vor allem aber leisteten sich Borken viele und Stralsund einige Fehler. Zudem zerstörten viele teils minutenlange Unterbrechungen den Spielfluss.

Dieses „konfuse Spiel“ (Thiel) startete mit einem Ass exzellent für Stralsund. Nach einer Serie von 8:11 auf 13:11 übernahmen die Gäste das Zepter. Dann „unterstützte“ Borken Stralsund in der Crunchtime beim Satzgewinn, als eine falsche Skurios-Spielerin nach einer taktischen Auszeit zum Aufschlag ging. Die Diskussionen um den Aufstellungsfehler führten zu einer fünfeinhalbminütigen Unterbrechung und zur Ergebniskorrektur: statt 21:19 nun 22:18 für den Spitzenreiter.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs musste sich Borken erneut über die korrekte Aufstellung beim Schiedsgericht erkundigen – diesmal ohne Folgen für das Ergebnistableau. Stralsund zeigte sich unbeeindruckt vom Hickhack beim Gegner und erarbeitete sich immer wieder komfortable Führungen (16:12, 21:16).

Zum Schluss war es erneut der Meister, der Stralsund den vorher erhofften Punktgewinn in Borken brachte. Schiedsrichterin Lea Becker zeigte nach einer Stralsunder Blockberührung versehentlich Punkt für die Gäste an, stellte ihr Angezeigtes aber umgehend richtig. Da war Kapitänin Sina Kostorz aber schon auf die Unparteiische losgestürmt und holte sich die Rote Karte wegen Meckerns ab – Punkt für die Wildcats (22:17). Wenig später war der zweite Satz gewonnen.

Aus erhofftem einen Punkt werden unerwartete drei

Bei Trainer Thiel fiel etwas Last ab. Vor dem Duell hatte er nicht wirklich damit gerechnet, überhaupt einen Punkt zu holen, nun war sein Team drauf und dran, die volle Ausbeute mitzunehmen. „Im Laufe des Spiels hat man aber gemerkt: Hier geht heute mehr!“, beschrieb der Stralsunder, der den unerwarteten Spielverlauf der Stärke seines Teams zuschrieb: „Wir haben ihre beste Angreiferin gar nicht zur Geltung kommen lassen und nie eine Borkener Serie zugelassen. Das können wir uns auf die Fahnen schreiben.“

Ein weiterer Stralsunder Erfolgsfaktor ist die Coolness in der Crunchtime. Kurz vor der entscheidenden Phase des Spiels sah alles nach einem klarem Erfolg für die Gäste aus (18:13), doch Borken glich noch einmal spät aus (21:21). „Die Halle brannte, es wurde immer lauter“, beschrieb Thiel. Doch die Wildcats ließen die rund 600 frenetischen Fans vier Ballwechsel später verstummen – 25:21, 3:0. Stark.

Meilenstein für die Wildcats

„Wir sind absolut erfolgsorientiert. Das macht uns aktuell besser“, brachte es der Trainer auf den Punkt.

Deshalb setzten die Wildcats am Samstagabend einen weiteren Meilenstein in der bislang fabelhaften Saison. Erstmals bezwangen sie in einer Spielzeit jeden Zweitliga-Gegner mindestens ein Mal. Zudem schüttelten sie nun auch den Tabellendritten im direkten Duell ab. Zehn Punkte beträgt der Vorsprung der Wildcats bei einem Spiel weniger auf die Skurios Volleys. Der Meisterschaftskampf ist zu einem Duell mit dem Tabellenzweiten BBSC Berlin, der seine Aufgabe gegen Essen makellos löste (3:0), mutiert.

Am kommenden Sonnabend ist RPB Berlin zu Gast in der Diesterweghalle. Die Hauptstädter haben nach dem 3:0-Sieg im Kellerduell in Ostbevern neue Hoffnung im Abstiegskampf geschöpft.

Von Horst Schreiber (OZ)