Volleyball-Zweitligist bezwingt im Geisterspiel den Aufsteiger RC Sorpesee mit 3:0 und ist Liga-Dritter

Die Stralsunder Wildcats haben das erste Geister-Heimspiel der Vereinsgeschichte erfolgreich bestritten.

Gegen Zweitliga-Aufsteiger RC Sorpesee gewannen die Volleyballerinnen vom Sund am Sonnabend mit 3:0 (25:20, 25:23, 25:20). Mit dem dritten Sieg in Folge ohne Satzverlust klettern die Stralsunderinnen auch ohne Fans, die stets eine „rote Wand“ auf den Rängen bilden, auf Tabellenplatz drei. Die Tabelle verzerrt sich aber immer weiter, denn drei von sieben Wo­chen­end-Partien in der Nordstaffel wurden abgesagt.

Das Duell begann ausgeglichen. Beim 12:10 führten die Wildcats erstmals mit zwei Punkten. Gästetrainer Julian Schallow nahm sofort die Auszeit, wollte den Spielfluss der Gastgeberinnen unterbrechen und sie nicht davonziehen lassen. Das Vorhaben misslang. Kurz darauf stand es 14:10 für Stralsund. Der Vorsprung hielt an. Vor dem Satzball forderte Hallensprecher Christian Rode über Lautsprecher auf: „Und wir stehen auf! Es ist Satzball.“ Nur saß wegen der Corona-Vorgaben niemand auf den Rängen, der hätte aufstehen können.

Im zweiten Durchgang wurde es mitunter wild. Erst holte sich Sorpesee-Trainer Schallow Gelb ab, weil er – anders als Schiedsrichter Dietmar Carter – einen Stralsunder Angriff im Aus gesehen hat und dies energisch verdeutlichte. Es war nicht die einzige Aktion, in der Schallow heißspornig agierte. Unentwegt trieb er seine Volleyballerinnen an. „Man muss emotional mitgehen. Das ist eine junge Truppe (im Schnitt unter 21 Jahre/d. Red.). Heute hat sie es doppelt gebraucht“, erklärte sich der Coach.

Dann folgte Mitte des Satzes der spektakulärste Ballwechsel des Abends: Sorpesees Bonnie Bastert bugsierte reflexartig einen Stralsunder Angriff mit dem Fuß direkt zurück. Danach überquerte der Ball noch weitere neun Mal das Netz. Mal wurde das Spielgerät noch gerade so auf die andere Seite gestreichelt, mal mit Gewalt angegriffen und stark abgewehrt. Zwischenzeitlich gaben die Spielerinnen auf beiden Seiten in der Hektik ihre Positionen komplett auf, liefen wild durcheinander. Schließlich legte Madleen Piest den Ball überlegt in die verwaiste Feldmitte der Gäste zum 16:11. Auszeit. Luft holen.

Sorpesee kämpfte sich in der Schlussphase noch einmal heran. Hallensprecher Rode hatte schon wieder zum Satzball aufgerufen, da verkürzte der RC auf 23:24. Wildcats-Trainer André Thiel beruhigte umgehend. „Kein Problem. Kein Problem“, adressierte er in Richtung seiner Spielerinnen. Kein Problem dann für Piest, die drei Mal nach­einander hart angreifen durfte. Der letzte Versuch saß.

Der dritte Durchgang begann ebenfalls ausgeglichen. Erst mit dem 18:13 für Stralsund schienen die Gäste, die im gesamten Spiel 16 Mal wechselten, gebrochen. André Thiel, der bis dahin nur zweimal den Mittelblock austauschte, traute dem Braten noch nicht. „Wir mussten die ganze Zeit sehr stark spielen, es gab keine Pause für den Kopf, weil Sorpesee viel Druck im Aufschlag gemacht hat.“ Und der Trainer sollte Recht behalten. Bonnie Bastert zögerte mit vier direkten Aufschlagpunkten (17:23 bis 20:23) den Schlusspfiff hinaus, den die eingewechselte Anna Vogel erst per Angriff und dann per Ass erzwang.

Die Wildcats bedankten sich im Siegesjubel mit La Ola bei den imaginären Zuschauern vor der leeren Tribüne und richteten ebenso einen Dankes-Applaus über die sporttotal.tv-Kamera an die Fans vor den heimischen Bildschirmen.

Von Horst Schreiber (OZ)