Luna Rumpel und Shari Groth (beide 17) erlebten ihre ersten Bundesliga-Minuten im Dress der Stralsunder Wildcats. Fünf Tage sprachen die beiden Talente über nichts anderes als das anstehende Duell beim VCO Berlin, das vom Ergebnis her so gar nicht ins kitschige Traumdebüt passte.

Etliche Szenarien hatten Luna Rumpel und Shari Groth immer und immer wieder durchgespielt, seit sie von ihrer erstmaligen Ernennung in den Bundesliga-Kader am vergangenen Dienstag erfahren hatten.

Der unerfreulichste Fall ist am Sonnabend eingetreten. Bei ihrem Zweitliga-Debüt unterlagen die Volleyballtalente mit den Stralsunder Wildcats beim VCO Berlin sang- und klanglos mit 0:3 (18:25, 14:25, 18:25). „Ein Sieg wäre natürlich schon schön gewesen, aber das Mitfahren war schon geil“, schwärmte Groth. Zehn Jahre nachdem beide ihre ersten Schritte beim 1. VC Stralsund gemacht haben, sei für sie ein Traum in Erfüllung gegangen. „Ja, klingt kitschig, stimmt aber“, sagte Groth grinsend.

Die Erfüllung des Traums musste erst einmal warten, denn Trainer André Thiel schickte zunächst das zwar auf den Positionen durchgewürfelte aber dennoch bewährte Wildcats-Personal auf die Platte. Das verlor nach der zweiten technischen Auszeit den Anschluss an die Berlinerinnen, die im Angriff schlagkräftiger und in der Abwehr besser waren (13:16, 15:20 aus Wildcats-Sicht). Der Unterschied wurde im zweiten Satz noch deutlicher (0:4, 6:11, 13:20). „Wir konnten VCO nie in die Ecke drücken, hatten keine Konstanz. Mal haben wir gut angenommen, dann wieder schwach. Im Aufschlag, Verteidigung und Angriff das gleiche. Es gab nicht das eine Element, auf das wir uns verlassen konnten“, haderte Thiel.

Hoffnung keimte zu Beginn des dritten Durchgangs auf, doch die 5:1-Führung der Stralsunderinnen war schnell dahin. Ein paar Minuten später zitierte der Cheftrainer die als Libera agierende Rumpel und Außenangreiferin Groth zur Wechselzone. „Cool bleiben war dann nicht mehr. Uns haben ganz schön die Knie gezittert“, gestand Groth, die nach der Einwechslung (19:15) ihre ersten fünf Ballkontakte in der 2. Bundesliga sammelte. Die Mitspielerinnen halfen, die Nerven zu beruhigen. „Wir waren in guten Händen, wurden dahin geschoben, wo wir zu stehen hatten“, sagte Rumpel und zog den Vergleich zur gewohnten  Spielstärke in der Landesliga oder beim Beachvolleyball, wo sie mit Groth regelmäßig bei nationalen Nachwuchswettkämpfen antritt: „Das ist ein ganz anderes Spiel, viel schneller, viel härter.“

4:40 Minuten nach Rumpel und Groths Auftritt auf der Bundesligabühne war das Debüt auch schon wieder vorbei. Anastasia Cekulaev besiegelte mit einem Aufschlag-Ass die 0:3-Pleite der Wildcats in Berlin. „Das ist eine schöne Nebengeschichte, dass Luna und Shari erste Eindrücke sammeln konnten. Im Vordergrund steht aber, dass wir unser Spiel nicht durchbringen konnten und verloren haben“, sagte Trainer Thiel.

Die Eindrücke hallten noch lange nach bei den beiden 17 Jahre jungen Eigengewächsen. Zwei Stunden nach Abpfiff hatten sie immer noch nicht alle Glückwunsch-Nachrichten auf ihren Handys beantwortet. Und vielleicht sprechen sie schon die nächsten Spiel-Szenarien durch, denn sie waren sich einig: Das Bundesliga-Feeling wollen sie wieder erleben.

Von Horst Schreiber (OZ)