Die Stralsunder Wildcats holen keine 24 Stunden nach dem 3:1-Erfolg in Sorpesee den nächsten „Dreier“. Beim VCO Münster zeigte Svenja Enning Raffinesse und Anne Krohn erneut eine gute Leistung.

Als wäre sie nie weg gewesen – so fühlte sich Svenja Enning, als sie am Sonntag erstmals seit drei Jahren die Sporthalle Berg Fidel in ihrer Heimatstadt Münster betrat.

Mit den Stralsunder Wildcats war die Volleyballerin beim VCO Münster zum Zweitligaduell gefordert. „Es war wie, als hätte ich gerade noch hier trainiert und jetzt geht's raus zum Spiel“, erzählt Enning.

Die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, an der die 22-Jährige einst das Volleyball-ABC erlernte und später Bundesliga-Luft schnupperte, entfesselte Ennings Spielwitz. Beim 3:0-Sieg (25:19, 25:19, 25:19) ihrer Wildcats vernaschte sie die Gegnerinnen gleich vier Mal mit einer Finte. Im letzten Moment tippte die Zuspielerin den Ball kurz hinters Netz auf den Boden, anstelle den angedeuteten Pass zur Mitspielerin durchzuziehen. „Das war schon spektakulär, dass ich damit so oft durchgekommen bin“, staunte Enning.

Klasse auch die Mannschaftsleistung, die dank aufmerksamer Abwehr und zielstrebigen Angriffen zu einem souveränen Sieg in der Domstadt führte. Enning fühlte sich in heimischer Umgebung direkt pudelwohl und servierte zur 4:0-Führung der Wildcats kurz nach Anpfiff. Wenige Minuten später der erste direkte Punkt für die Münsteranerin im Stralsund-Trikot. Der erste Leger aufs gegnerische Parkett klappte (13:5). Dann legte Enning einhändig zum Schnellangriff auf – 22:11, die Vorentscheidung. Schnell zu Ende war der Satz allerdings nicht. Bei den Wildcats war plötzlich der Wurm drin. Annahme und Abwehr versprangen, Abstimmungsfehler im Zuspiel. „Das war eine Phase bei uns allen. Die Konzentration war weg, dann gehen auch mal schnell zehn Punkte Vorsprung flöten und die ,Jungschen' aus Münster kommen ran“, bemerkte Enning.

Mit dem fünften Satzball beendeten die Wildcats schließlich die Aufholjagd des Nachwuchsteams aus Münster und erlaubten sich fortan keine große Schwächephase mehr.

Ennings Rückkehr in die Heimat endete fast drehbuchmäßig. Doch ein Aufschlag-Ass beim Matchball blieb ihr verwehrt. Den Satz zuvor tütete sie noch per Finte zum 25:19 für die Wildcats, die in Münster vor kleiner Stralsund-Fankulisse spielten, ein. „Wir haben das solide gemacht, unser Ding durchgezogen“, urteilte die Zuspielerin.

Nicht nur für Enning war der Sieg in Münster ein perfekter Abschluss eines erfolgreichen Wochenendes. Kapitänin Anne Krohn wurde – wie schon am Sonnabend beim Sieg gegen RC Sorpesee – zur MVP gekürt. Nach zwei sehr guten Auftritten hat sie jetzt fünf Medaillen aus acht Spielen gesammelt und entscheidenden Anteil daran, dass sich Stralsund (vorerst) aus dem Tabellenkeller verabschiedet hat.

„Wir haben uns die Möglichkeit erarbeitet, weiter oben angreifen zu können“, sagt Enning und schiebt mahnend hinterher: „Aber wir müssen uns jedes Mal neu fokussieren. Jetzt kommt Hamburg. Das wird wieder schwer!“ ETV Hamburg (Sa., 17 Uhr) hatte die Wildcats vor zwei Wochen hochkantig aus dem Pokalwettbewerb gekantet.

Von Horst Schreiber (OZ)