Die Volleyballerinnen des 1. VC Stralsund besiegen ihre beiden Zweitliga-Kontrahenten vom Wochenende klar.

Die Hansestadt Stralsund ist (aktuell) besser als die Hauptstadt Berlin – zumindest im Frauenvolleyball. Dafür sorgte ein perfektes Wochenende der Stralsunder Wildcats.

Der Zweitligist besiegte am Sonnabend VCO Berlin mit 3:0 (25:15, 25:22, 25:13) und am Sonntag BBSC mit 3:1 (20:25, 25:15, 25:22, 25:22). „Wir haben gut und aufmerksam trainiert. Daher hatte ich ein gutes Gefühl für dieses Wochenende“, sagte Dana Polenz, die mit dem Sieg gegen VCO ihren 23. Geburtstag veredelte. Wildcats-Trainer Robert Hinz schnaufte nach zwei Tagen Anspannung durch: „In mir ist gerade ein Gefühl der Zufriedenheit. Bei sechs Punkten kann ich nicht meckern.“

Den Grundstein für den beseelten Zustand ihres Trainers legten die Volleyballerinnen vom Sund direkt zu Beginn des Auftaktmatches vom Doppelspieltag. Früh zogen die Wildcats gegen das junge VCO-Team davon (10:4) und ließen überhaupt nichts anbrennen (18:9). Einzig eine kurze Schwächephase zum Ende des zweiten Satzes ließ etwas Spannung aufkommen. Anstatt bei 23:17-Führung den Sack zuzumachen, strauchelten die Stralsunderinnen plötzlich bis zum 23:22. Dann hatte Polenz die Schnauze voll und servierte per Ass zum 2:0 nach Sätzen. „Der VCO hatte super viel Druck gemacht, wir konnten nur harmlose Bälle zurückspielen, aus denen Berlin Punkte gemacht hat. Da war ich angefressen und hatte bei meinen Aufschlägen Wut im Bauch. Ich wollte den Satz nicht verlieren!“, schilderte Polenz. Der dritte Durchgang lief nach Ausrutscher am Anfang (2:6) letztlich wieder wie geschmiert (8:7, 16:11, 21:12).

Teil eins war erledigt, weil „wir gar nicht erst versucht haben, auf dem Feld Zauberei zu machen. Wir haben unser Ding gespielt und VCO nicht ins Spiel kommen lassen“, meinte Polenz. Diese Devise gab die Mittelblockerin auch für das Sonntagsspiel aus.

Ein wenig zauberten die Wildcats gegen den BBSC aber doch – vor allem in der Abwehr. Zwischenzeitlich kratzten die Gastgeberinnen beinahe alle Bälle vom Boden. So wurde Abwehrspezialistin Sabrina Dommaschke am Sonntag zur wertvollsten Spielerin des Spiels (MVP) gekürt. Trainer Hinz argumentierte: „Ich konnte mein Team immer wieder gut auf die Situationen einstellen. Wir wussten was kommt.“ Der 29-Jährige war bis vergangene Saison zwei Jahre Cheftrainer des BBSC, prägte das Spiel des Gegners aus der Hauptstadt entscheidend und kannte daher den Sonntagsgegner in- und auswendig.

Worauf sich die Wildcats aber erst einmal nicht einstellen konnten, waren die Aufschläge von Roxana Vogel. Die Zuspielerin sorgte nach ihrer Einwechslung (13:18) für den entscheidenden Dreh im ersten Durchgang. Mit viel Druck servierte sie zur BBSC-Führung (19:18). Robert Hinz monierte: „Einziger Makel des Wochenendes ist, dass wir nicht schnell genug aus problematischen Situationen herauskommen.“ Aus dieser kamen sie gar nicht mehr heraus. Der Satz ging an die Gäste. „Es sind zu viele Fehlerketten. Wenn wir die abstellen, spielen wir auf sehr hohem Niveau“, schob der Coach hinterher.

An dieses hohe Niveau arbeiteten sich die Wildcats im Anschluss heran. Madleen Piest nagelte ohne Rücksicht auf die lädierte Schulter einen Ball nach dem anderen auf die Berliner Hälfte. Anne Krohn machte es ihr mal mit harten, mal mit cleveren Bällen nach. Anna-Lena Vogel vollendete stets die Sätze zwei und drei im Sinne der Wildcats.

Die umjubelte Wendung im Spiel wurde durch eine Schrecksekunde jäh unterbrochen: Krohn und Svenja Enning rauschten bei einer Abwehraktion ineinander. Die Kapitänin hielt sich das Knie. Totenstille. Schon tags zuvor musste Krohn auf dem Feld behandelt werden, weil sie umknickte. Entwarnung. Krohn biss sich durch.

Die Atmosphäre spannte sich mit zunehmender Spieldauer an. Beim 16:12 konnte sich auch Hinz nicht mehr zusammenreißen, schmetterte eine Jubelfaust in die Luft. Beim 19:14 legte er doppelt nach. Der Sieg gegen den Ex-Verein war zum Greifen nah. „Anfangs war es ein ganz normales Spiel. Doch je länger es dauerte, umso emotionaler wurde auch ich – nicht nur, weil es mein Ex-Klub war, sondern weil das Duell allgemein eng und umkämpft war“, sagte Hinz. Als der BBSC den Matchball ins Netz beförderte, entlud sich der Nervenkitzel beim Trainer und seinen Spielerinnen. Riesenjubel über ein perfektes Wochenende.

Am Sonnabend beenden die Wildcats (7., 18 Punkte) beim ungeschlagenen Tabellenführer Borken (35 Punkte) die Hinrunde.

Wildcats: Senger (MVP gegen VCO), Enning, Dommaschke (MVP gegen BBSC), Krohn, Kneba, Piest, Vogel, Scheuschner, Knoblauch, Polenz, Wedekind.

Von Horst Schreiber (OZ)