Volleyballerinnen revanchieren sich in Emlichheim für Saisonauftaktpleite

Nach dem spaßbetonten Jahresabschlusstraining am Montagabend wird selbst Robert Hinz, der gern jede Minute an Technik und Taktik feilt, den Volleyball mal Volleyball sein lassen.

„Ich werde keine Fachbücher über Weihnachten studieren“, verspricht der Trainer der Stralsunder Wildcats. Hinz gibt sich und seinen Zweitligavolleyballerinnen Zeit zum Durchschnaufen während der Feiertage. „Wir fassen zwei Wochen lang keinen Ball an. Die Pause ist ganz gut – für mich und für die Mädels.“ In diese können die Norddeutschen mit einem guten Gefühl gehen. Das letzte Ligaspiel des Jahres, das gleichzeitig Rückrundenauftakt war, gewannen die Wildcats überraschend souverän mit 3:1 (18:25, 25:17, 25:17, 25:18) beim SCU Emlichheim.

Die Wildcats – vor dem 14. Spieltag Tabellenachter der 2. Bundesliga – erwischten stets den besseren Start in die vier Sätze. Doch weil im ersten Durchgang zunächst Abstimmung und Timing im Zuspiel überhaupt nicht passten, mussten die Gäste ihre anfängliche Führung beim 8:8 abgeben und liefen fortan hinterher (12:17). Ein Mal rackerte sich das Hinz-Team heran (17:19), doch der Ligafünfte blieb cool. Noch.

Ab Satz zwei klappte bei Emlichheim nur noch wenig. Die Gastgeberinnen erwischten nicht ihren besten Tag. „Ich wusste, dass ihre Amerikanerin Alyssa Andreno fehlt und hatte erwartet, dass sie dadurch schwächer auftreten werden. Die Frage war, ob wir das ausnutzen können“, sagt Hinz.

Sein Team konnte. Dank zeitweise hohem Aufschlagdruck hatten die Wildcats relativ wenig Stress in der Abwehr und brachten selbst viele Angriffe durch. Zudem erfreulich: Sanja Bruns wurde aufgrund anhaltender Verletzung lange geschont und stand nun wieder länger auf der Platte. Die 22-Jährige brachte ihr Team prompt mit einer Aufschlagsserie von 10:7 auf 16:7 in aussichtsreiche Position vor dem Satzausgleich. „Damit war ich besonders zufrieden: Die Wechselspielerinnen Sanja, Svenja (Enning/Red.) und Paula (Wedekind/Red.) haben sofort funktioniert. Und die Mädels haben sich auf dem Feld sehr gut unterstützt, schwierige Situationen gemeinsam ausgebadet“, lobt Hinz.

Die Wildcats erspielten sich weiter beruhigende Punktepolster: 11:5 und 17:9 im dritten Satz, 11:4, 19:13 im vierten Satz. Damit war der Spielverlauf im Gegensatz zum Saisonauftakt vor drei Monaten komplett gedreht. Im Hinspiel in Stralsund diktierte Emlichheim das Geschehen nach Belieben. Nun glückte die Revanche, bei der sogar Rosa Ahrenberg (Knieverletzung) wieder kurz auf die Bundesligabühne zurückkehrte. Hinz stand dennoch bis zum Schlusspfiff unter Strom. Erst dann fiel die Anspannung des letzten Duells 2021 und wahrscheinlich auch die eines aufreibenden ersten Halbjahres in Stralsund ab.

Jetzt können Hinz und sein Team komplett runterfahren und auf die Weihnachtswunscherfüllung warten. Der Trainer sei materiell wunschlos glücklich, hoffe aber darauf, künftig mit weiteren sportlichen Erfolgen beschenkt zu werden.

Ab dem 3. Januar wird sich zeigen, ob die Bitte gehört wurde. Dann beginnt das neue Sportjahr für die Hanseatinnen. In einem gemeinsamen Trainingslager mit Ligagegner ETV Hamburg am Strelasund bereiten sich die Wildcats (7.) auf den Jahresauftakt (15. Januar) gegen Spitzenteam Bayer Leverkusen (2.) vor. Eine Woche später kommt der Ligavierte Allbau Essen in den Norden.

Wildcats: Senger, Enning, Dommaschke, Krohn (MVP), Kneba, Piest, Vogel, Bruns, Knoblauch, Ahrenberg, Polenz, Wedekind.

von Horst Schreiber