Duell der Gleichgesinnten: Stralsund und Borken schmieden Aufstiegspläne

Die Volleyballerinnen aus Stralsund und Borken verfolgen dasselbe Ziel: Aufstieg in die 1. Bundesliga. So könnten die Rivalen von Sonnabend zu Weggefährten werden.

Die Stralsunder Wildcats und Skurios Volleys Borken werden am Sonnabend sportliche Rivalen, mittel- bis langfristig aber eher Wegbegleiter sein. Denn genau wie die Norddeutschen haben die Volleyballerinnen aus dem westlichen Münsterland das Ziel 1. Bundesliga vor Augen. „Es wäre charmant, wenn beide Vereine über Entwicklungen und Strategien im Austausch bleiben. Denn der Schritt in die erste Liga ist immens und erfordert viel Mut“, sagt der Borkener Teammanager Ulrich Seyer, der regelmäßig mit seinem Stralsunder Pendant Ariane Voelkner telefoniert.

Für den Sprung vom Unter- ins Oberhaus stehen beide Vereine vor ähnlichen Hürden: Hauptamtliche Stellen müssen geschaffen, Profispielerinnen eingekauft oder bestenfalls selbst ausgebildet und Spieltagsausrüstung, wie Halle, Boden, LED-Banden, VIP-Bereich, aufgerüstet werden. Allem voran steht die Finanzierung. Aktuell müssten Wildcats und Skurios ihre Etats deutlich erhöhen, um eine Liga höher konkurrenzfähig zu sein. Voelkner sagt: „Wir müssen finanziell eine Schippe drauflegen.“ Auch Seyer sieht die größte Baustelle in der Finanzierung: „Wir haben einen Businessplan fertig. Spannend wird sein, ob die Sponsoren da mitmachen.“

Borken und Stralsund könnten sicherlich auch mit weniger als den avisierten 500 000 Euro pro Jahr in der Beletage mitmachen. Zumal die Volleyball-Bundesliga (VBL) die Liga von derzeit zwölf auf 14 Teams aufstocken möchte und der sportliche Abstieg seit Jahren ausgesetzt wird. Doch einfach nur mitmachen, reicht ihnen nicht. „Wir wollen in der Lage sein, Spiele zu gewinnen und nicht nur verdroschen zu werden“, betont Seyer. Gleiches Motto gilt in Stralsund. Deswegen setzen beide Standorte auf solide Entwicklung statt auf Hauruck. Bis 2024 soll der Aufstieg gelingen.

Das sportliche Abschneiden der Zweitligisten spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Wobei Borken dahingehend aktuell die Nase vorn hat. Die Volleyballerinnen feierten vor Ostern ihre zweite Zweitligameisterschaft seit 2019.

Für die Zukunft sieht sich Borken gut gerüstet. Neben erstligatauglicher Spieltagsorganisation stimmt der Unterbau beim RC. Der Klub ist seit vier Jahren Landesleistungszentrum und hat bei den vergangenen Westdeutschen Nachwuchs-Meisterschaften alle Jahrgänge platziert. „Wir haben mit die beste Jugendabteilung in Nordrhein-Westfalen und für die nächsten Jahre genug Talente“, ist sich Seyer sicher. „Auch deshalb visieren wir die erste Liga an – um interessant für unsere Jugendspielerinnen zu bleiben.“ Der 1. VC Stralsund steckt in der Entwicklung eines ähnlich leistungsstarken Unterbaus. Der langjährige Cheftrainer André Thiel ist Nachwuchskoordinator. Ein Jugendtrainer soll in diesem Jahr eingestellt werden. Dann erfülle der Klub eine (weitere) Erstligavorgabe. An anderer Stelle sind die Vorpommern Vorreiter: Voelkner besetzt eine halbe hauptamtliche Stelle als Teammanagerin, Seyer stemmt die Funktion komplett als Ehrenamtler.

Großer Vorteil für Borken: der Standort. Die 45 000-Einwohner-Gemeinde liegt am Nordrand des Ruhrgebiets und mitten in der länderübergreifenden und wirtschaftlich gesunden „Euregio“. „Im Umkreis von einer Fahrstunde erreichen wir mehr als vier Millionen Menschen“, rechnet Seyer vor. Ein großer Pool für Talente, Fans und Sponsoren. Mehrere Hochschulen und Ausbildungsmöglichkeiten im Einzugsgebiet inklusive. Davon kann Stralsund nur träumen.

Nachrüsten müssten beide Klubs bei ihrer Heimspielstätte, die zwar mit Ausnahmegenehmigung auch Erstligaspiele zulassen, aber auf Dauer zu klein und zu niedrig sind. Die Ambitionen erhöhen den Druck nach der Suche für Alternativen. „Deswegen haben wir unser Aufstiegsziel jetzt veröffentlicht. Sonst bleibt es in der Schublade. Unser Motto lautet: Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch“, sagt Seyer.

Für die Wildcats (7.) geht es nach dem Heimspiel gegen den Meister (Sa., 17 Uhr) gleich beim VCO Berlin (So., 14 Uhr) weiter. Saisonfinale ist am 30. April zu Hause gegen RC Sorpesee. Die Stralsunderinnen können am Ende auf Rang fünf bis acht landen.

Von Horst Schreiber
Freier Mitarbeiter der OZ