Volleyballerinnen siegen 3:0 und kämpfen mit Abschiedstränen

Die Tränen bahnten sich schon vor Anpfiff des letzten Saisonspiels den Weg in die Augenwinkel der Stralsunder Wildcats.

Nach Abpfiff flossen sie in Strömen. Es waren wehleidige Emotionsausbrüche der Volleyballerinnen. Denn für vier von ihnen endete mit dem 3:0 (25:13, 25:18, 25:23)-Sieg gegen RC Sorpesee am Samstagabend das Kapitel am Strelasund oder gar die Karriere. „Du wusstest, es war das letzte Mal aufwärmen, das letzte Mal einen Sieg feiern, das letzte Mal mit den Mädels von der Halle nach Hause fahren. Es ist hart, Tschüss zu sagen“, schluchzte Julia Kneba. Die Polin hatte kurz vor dem Spiel der Mannschaft ihren Abschied bekanntgegeben. Fest stand bereits das Aus von Rosa Ahrenberg, Sanja Bruns und Laura Kurtze.

Das Quartett wurde nach dem Spiel vor den rund 270 Zuschauern in der Diesterweghalle verabschiedet. Die Wildcats, die bis dahin ohne Taschentuch auskamen, mussten spätestens jetzt mächtig mit dem Gefühlsdusel kämpfen. „Der Volleyball in Stralsund ist eine große Familie. Ich werde sie vermissen“, ahnt Kneba, die ihre Studienrichtung ändern möchte und sich deshalb an anderen Orten umschaut. Zunächst aber geht es für die erste ausländische Spielerin in der Wildcats-Geschichte zurück in ihre Heimat nahe der polnischen Stadt Danzig.

Im Spiel gegen Sorpesee durften alle einsatzfähigen Wildcats noch einmal (kurz) ran. Laura Kurtze spielte mit Unterstützung vom privaten Fanclub in handgemachten Fanshirts von Beginn an. Ebenso Sanja Bruns. Beide vergaßen auf dem Feld den nahenden Abschied und strahlten nach erfolgreichen Angriffen oder Blocks um die Wette. Rosa Ahrenberg, die verletzungsbedingt die letzten Wochen nicht spielte, wurde für einen Aufschlag eingewechselt und verabschiedete sich mit einem Ass (und einer Fehlangabe) vom jauchzenden Stralsunder Publikum.

Die Norddeutschen legten sich den Absteiger aus dem Sauerland nach Belieben zurecht (17:7, 22:12). Anne Krohn beendete einen einseitigen ersten Satz. Die Wildcats machten nach dem Seitenwechsel ähnlich stark weiter (7:4, 18:13). Mitte des zweiten Durchgangs kam Kneba für Krohn aufs Feld. Die Polin genoss ihre letzten Ballkontakte. Wenig später traf Teamkollegin Paula Wedekind den vierten Satzball satt und brachte damit die 2:0-Führung. Die Mittelblockerin war es auch, die einen vierten Durchgang verhinderte. Sorpesee war im dritten Satz plötzlich noch dran am Gewinn (23:22). Doch erst blockte Wedekind zum Ausgleich und dann noch einmal zum 25:23-Endstand. „Jo, vor allem die letzten Punkte haben Spaß gemacht“, sagte die Größte im Team breit grinsend.

Die anfängliche Dominanz und Leichtigkeit im Stralsunder Spiel, die im dritten Satz etwas abhanden gekommen war, dürfte an der ungewöhnlich langen Pause zuvor gelegen haben. Beide Teams verschwanden unüblicherweise nach dem zweiten Durchgang in die Kabinen. Währenddessen wurde der langjährige Cheftrainer André Thiel unter anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen auf dem Feld begrüßt. Dort nahm er als Jugendkoordinator des Vereins stellvertretend die Bestätigung zum Landesleistungszentrum von Volleyball-Verbandspräsident Andy Wiechmann entgegen. Thiel bedankte sich: „Leistungszentrum zu sein, ist eine große Ehre und Aufgabe. Danke an das gesamte Trainerteam im Verein, das das möglich gemacht hat!“

Das Duell zwischen Stralsund und Sorpesee beendete die Spielzeit der 2. Bundesliga Nord. Die Wildcats schoben sich noch an ETV Hamburg vorbei auf Rang sechs.

Wildcats: Senger, Dommaschke (MVP), Krohn, Kneba, Ahrenberg, Bruns, Wedekind, Kurtze, Piest, Vogel

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Horst Schreiber
Freier Mitarbeiter