Wildcats-DJ Winfried Degner beendet nach dem Duell gegen RPB Berlin sein zwölfjähriges Engagement bei den Volleyballerinnen

Ein letztes Mal wird Winfried Degner am Sonnabend vor der Tribüne in der Diesterweghalle auf- und abtigern und Spieler und Fans der Stralsunder Zweitligavolleyballerinnen einheizen. Ein letztes Mal wird er die Wildcats durch das Mikrofon ankündigen, an den Reglern der Musikanlage schieben und nach dem Spiel die Spielerinnen des Spiels kundgeben. Dann, nach dem Duell zwischen den Stralsunder Wildcats und RPB Berlin (Sa., 19.30 Uhr), wird Degner das Mikro endgültig ausschalten, die Boxen zusammenräumen und seine Ära als Hallensprecher der Wildcats beenden. Zwölf Jahre, zehn Zweitligasaison, 143 Partien und rund 700 Stunden hat der 65-Jährige dann bei Heimspielen des 1. VC in der Sporthalle verbracht.

„Für mich ist es an der Zeit, von der Bühne zu gehen, den Platz für frisches Blut freizumachen“, so Degner, der ohne Trauer geht: „Eine besondere Zeit geht für mich zu Ende – ohne große Wehmut im Herzen, dafür mit Stolz. Ich durfte viele Sportlerinnen aus aller Welt, Trainer, Schiedsrichter kennenlernen. Ein Dank geht an die vielen Fans, die mir verbal auf die Schulter geklopft hatten, und an diejenigen, die mir mit positiven Emotionen begegnet waren“. Der scheidende DJ, Anstimmer und Volleyball-Enthusiast will künftig mehr Zeit mit der Familie verbringen. An Wochenenden war der Rentner stets auf Zack. Immer, wenn es die Zeit und Organisation zuließ, begleitete Degner die Wildcats auch in der Fremde. Gerade erst fuhr er mit der Mannschaft nach Lehrte zum Spiel gegen SF Aligse.

Vor 100 Fans hat es angefangen

Seit 2007 tourte er für den Stralsunder Volleyball durch die Republik und sorgte für die Stimmung in der Diesterweghalle. Zunächst war Degner auf sich gestellt. Ab Oktober 2013 moderierte er mit Alexander Nehls im Duett, gelegentlich auch als Trio mit Nehls’ Sohn Arne. Alexander Nehls hatte sich schon nach dem vergangenen Heimspiel vom Publikum verabschiedet. „Zusammen mit den Wildcats haben wir es geschafft, ein echtes Event zu entwickeln, über das man nicht nur in Stralsund spricht“, so Nehls stolz.

Degner bestätigt die Entwicklung: „In der Regionalliga vor rund 100 Zuschauer habe ich angefangen. Mittlerweile ist die Halle oftmals rappelvoll mit bis zu 550 Fans. Die Auftritte in der Diesterweghalle waren immer laut und emotional, oftmals gar nervenaufreibend. Das war ein anspruchsvoller Job da am Rand.“

„Ich war mit Herzblut dabei“

Vor dem unermüdlichen Einsatz zieht Wildcats-Trainer André Thiel seinen Hut. „Sport lebt von so viel Engagement. Winfried und Alex waren immer dabei. Ein cooles Duo! Dafür muss man einfach Danke sagen.“ Obwohl DJ Degner und Trainer Thiel in Volleyball- und organisatorischen Fragen nicht immer einer Meinung waren, war der Hallensprecher stets unverzichtbar. „Manchmal hat er während einer Auszeit, in der ich meine Mädels unbedingt erreichen musste, so laut Musik gespielt, dass ich mein eigenes Wort nicht verstanden habe“, lacht Thiel.

Eine Situation aus dem Heimspiel gegen VfL Oythe im Januar steht sinnbildlich für die Leidenschaft der beiden Verantwortlichen zum Volleyballsport. Vor dem entscheidenden Satzball zählt Degner die Berührungen der Wildcats-Spielerinnen laut durchs Mikrofon mit. Ein No-Go im Volleyball, dass der Schiedsrichter hätte ahnden können. Daraufhin stürmt André Thiel von seiner Trainerbank Richtung DJ-Pult und weist seinen Hallensprecher energisch zurecht. „Das war eine Szene!“, erinnert sich der Coach halb lachend, halb kopfschüttelnd. „Wir haben in dieser Phase Blut und Wasser geschwitzt und hätte beinahe eine Strafe kassiert. Aber ,Winne’ fiebert da draußen halt auch mit. Das ist ja eigentlich eine positive Sache.“ Degner entgegnet: „Ich war immer mit Herzblut dabei.“

Zu solch furiosen Szenen wird es künftig nicht mehr kommen. Nehls und Degner ziehen sich endgültig zurück. Eigentlich wollte Degner schon früher kürzertreten, doch es mangelte an Hallensprecher-Nachwuchs. „Dem Volleyball bleibe ich als Aktiver und Organisator aber weiterhin treu, zum Beispiel als Mitglied im Vorstand und Abteilungsleiter Volleyball von Empor Stralsund, im Orga-Team der Stadtliga und als Schiedsrichter, vor allem aber als Seniorenvolleyballer mit 65 Jahren“, versichert Degner.

So ganz kann er also nicht loslassen vom Volleyball. Auch nach dem letzten Saisonspiel gegen RPB wird Degner den Wildcats sicher treu bleiben und zur kommenden Spielzeit ein ums andere Mal in der Diesterweghalle platznehmen. Dann als (stiller) Beobachter auf der Tribüne.

Von Horst Schreiber (OZ)