Dezimierte Stralsunder Volleyballerinnen gewinnen 3:1 bei TSV Bayer / Spitzenreiter reiste nur zu neunt an den Rhein

André Thiel strich sich mit den Händen beinahe ungläubig durchs Gesicht, während der kleine Wildcats-Haufen in der Leverkusener Ostermann-Arena tanzte. Am Sonnabend gegen 21.45 Uhr verwandelten die Stralsunder Volleyballerinnen ihren ersten Matchball, von dem eigentlich keiner dachte, dass sie überhaupt einen bekommen würden.

„Wenn wir einen Punkt geholt hätten, wäre das schon gut gewesen“, meinte Trainer Thiel. Denn die Stralsunder machten sich ohne fünf Spielerinnen und Co Ariane Voelkner auf die zweitlängste Reise der Saison. Und kamen mit drei Punkten zurück. Mit 3:1 (25:12, 17:25, 25:23, 25:22) bezwang der Zweitliga-Spitzenreiter Konkurrent Bayer Leverkusen, für den es die erste Heimpleite der Saison war.

„Das war überragend!“, lobte Thiel seine „Neun“. „Wir haben mit viel Ruhe und viel Power gespielt und waren erneut stark in der Crunchtime.“ Dass der Ligaprimus auch früh im Satz für klare Verhältnisse sorgen kann, hat er bereits bewiesen und startete so auch in Leverkusen. Die Wildcats „überrollten“ Bayer zu Beginn des Spiels (5:1, 12:2, 18:8). Der zweite von 13 Satzbällen wurde verwandelt. Thiel erklärte das Erfolgsrezept: „Wir waren sehr gut auf das eingestellt, was auf uns zukam.“

Die Gastgeberinnen mussten sich in der Pause mächtig schütteln. Das half kurzzeitig, denn der Tabellenfünfte bog das Spiel zur ersten technischen Auszeit im zweiten Durchgang (8:7, 13:10, 21:15).

Die zweite Spielhälfte blieb durchweg eng. Bis zum Matchball waren die Teams stets höchstens zwei Punkte auseinander. Immer wieder wechselten die Führungen. Am Ende habe Leverkusen, laut Thiel, unter Stralsunder Druck die entscheidenden Fehler mehr gemacht. „Wir waren an diesem Tag Mentalitätsmonster! Meine Mädels haben tolle Moral bewiesen und lange dagegengehalten“, freute sich der Erfolgstrainer.

Gegen Leverkusen hat sich bestätigt, was viele Gegner in dieser Spielzeit über die Wildcats sagen. Der 1. VC habe den besten Kader der Liga. So könnten Ausfälle gleichwertig ersetzt werden. Beispielsweise musste Thiel seinen kompletten Mittelblock gegenüber dem Hinspiel austauschen. Für die langzeitverletzte Rosa Ahrenberg, die ebenso wie Paula Wedekind im Prüfungsstress steckt, spielte Dana Polenz an der Seite von Sanja Bruns erstmals seit dem ersten Spieltag über die volle Distanz. „Sie haben das super gemacht“, stellte Thiel heraus: „Es ist aber keineswegs selbstverständlich, dass es, egal wer spielt, automatisch gut läuft. Wir holen unglaublich viel aus der Situation raus.“

Am Wochenende dürfte sich die Personallage entspannen. Im Heimspiel geht’s gegen den VfL Oythe, der sechs Punkte aus den vergangenen drei Spielen holte.

Von Horst Schreiber (OZ)