Die 49-jährige Libera Andrea Mersch-Schneider ist die älteste Bundesliga-Volleyballerin Deutschlands und schlägt mit ihrem Klub erstmals am Sund auf

Wenn die Volleyballerinnen des BSV Ostbevern heute spät abends in Stralsund Quartier beziehen, schnuppert ein Teil der Mannschaft erstmals Seeluft in der Hansestadt. „Viele von uns waren noch nie dort“, bestätigt Andrea Mersch-Schneider und ergänzt: „Ich bin zwar nord- und ostseeaffin, aber auch für mich wird es das erste Mal in Stralsund sein. Ich freue mich schon drauf.“

Die zweite Premiere folgt am Sonnabend ab 17 Uhr in der Diesterweghalle. Dann treffen die Münsterländerinnen zum 9. Spieltag in der 2. Bundesliga Nord erstmals auf die Stralsunder Wildcats. Und der Aufsteiger wartet mit einer ganz besonderen Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen auf. Denn Andrea Mersch-Schneider ist mit 49 Jahren die älteste Volleyball-Bundesligaspielerin Deutschlands. Seit 2005 ist die Polizeibeamtin in leitender Position durchgängig beim BSV, nachdem sie zwischendurch in Gladbeck aktiv war. Ans Kürzertreten oder gar Aufhören denkt Mersch-Schneider nicht.

„Ich habe nun so viele Aufstiege mit dem Team mitgemacht, da bleibt man einfach zusammen. Und das Training holt mich aus dem Büro, entstresst und hält mich fit“, begründet die Libera.

Bei Ligaspielen ist Mersch-Schneider meist doppelt gefordert – als Volleyballerin und Direktionsleiterin. Es kommt mitunter vor, dass während der Partie ihr Handy klingelt und sie Freigabe für Dokumente oder einen Einsatz geben muss. „Zum Glück konnte ich bisher alles per Telefon regeln“, sagt die Polizistin. Für ihr Hobby Volleyball braucht sie bei weiten Auswärtsfahrten allerdings eine Vertretung im Job. Eine Belastung, die sie aber nicht vom Abenteuer 2. Liga abhält.

Den Schritt haben sie und ihr Team nicht bereut. Als Tabellenneunter haben sie sich gut in der Liga etabliert. „Das bestärkt uns in der Ansicht, dass wir hier nicht falsch sind. Wir sind kein Bodensatz, der die Liga auffüllt“, meint Mersch-Schneider.

Wildcats-Trainer André Thiel hat großen Respekt vor dem bisherigen Abschneiden des bislang unbekannten Teams. „Sie spielen sehr variabel, können von einem auf den anderen Satz das System ändern. Es hat schon Spaß gemacht, die Videos von ihren Spielen zu schauen.“

Zuletzt setzte es trotz Variabilität eine deutliche Heimpleite gegen den BBSC. „Die Gegner können sich mittlerweile auf uns einstellen“, sieht Mersch-Schneider als Grund. Doch der BSV will an seiner Linie festhalten. „Wir haben festgestellt: Wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen, fahren am besten“, sagt Mersch-Schneider. Klar schaue sie auch mal auf die Gegner. Ein, zwei Sätze von den Wildcats habe sie bereits gesehen. „Sie haben durchaus echte Koryphäen im Team! Da steckt viel Potenzial drin“, glaubt der Routinier.

Obwohl die Rollen am Sonnabend klar verteilt sein werden, wollen sich Mersch-Schneider und ihre jungen Teamkolleginnen keineswegs kampflos ergeben. „Wir müssen 120 Prozent geben, um etwas mitzunehmen – nicht nur Erfahrung.“ Dafür bringt sie all ihre Erfahrung ein. „Was die jungen Mädels über Schnelligkeit regeln, mache ich mit Antizipieren wett. Als Abwehrlibero ist Erfahrung von Vorteil“, sagt die 49-Jährige.

Stralsunds André Thiel hat zudem eine weitere Stärke ausfindig gemacht: „Sie haben athletische Angreiferinnen, die in alle Richtungen schlagen können.“ Mit Wiebke Silge haben die Münsterländerinnen eine Mittelblockerin im Team, die beim SC Potsdam bereits Erstligaerfahrung gesammelt hat.

Trotz Ex-Erstligaspielerin Silge und ihrer eigenen Volleyballerjahre sei der BSV für Mersch-Schneider ein Neuling in Sachen Erfahrung. Daher genießen sie jedes Zweitligaspiel in vollen Zügen. „Wir freuen uns auf die Atmosphäre in Stralsund. Ich finde es toll, wenn die Halle voll ist. Daher wollen wir dem Publikum etwas bieten“, kündigt Mersch-Schneider an.

Unterstützt werden die Aufsteigerinnen von einigen Fans, die mit im Bus nach Stralsund sitzen. Vielleicht werden wir uns mit ihnen noch die Stadt und den Weihnachtsmarkt anschauen“, überlegt Mersch-Schneider. Schließlich sind die meisten das erste Mal am Sund.

Von Horst Schreiber (OZ)