Volleyballerinnen unterliegen Hamburg mit Auf und Abs bei Scheuschner-Rückkehr und Krohn-Behlen-Duell

Die 240 Fans in der Diesterweghalle standen auf den Tribünen und lärmten, was die Klatschpappen hergaben.

Tosende Stimmung beim Einlaufen der Stralsunder Wildcats. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Halle steht, es laut ist. Es war wie nach Hause kommen“, schwärmte Lene Scheuschner von ihrer frenetisch begleiteten Rückkehr auf das Volleyballparkett vor dem Duell gegen ETV Hamburg. Sportlich war ihr erster Einsatz seit eineinhalb Jahren ein emotionales Auf und Ab – für sie persönlich und ihr Team. Die Wildcats schwankten zwischen großem Kampf und hoher Fehlerquote und verloren am Ende mit 2:3 (21:25, 25:21, 11:25, 25:23, 8:15).

Neben der Scheuschner-Rückkehr versprach das Duell zwischen Wildcats-Kapitänin Anne Krohn und Hamburgs Anna Behlen Spannung. Beide sind während der Strandsaison gemeinsam erfolgreich. In der Liga hauen sie sich die Bälle als Kontrahentinnen um die Ohren.

 Krohn, die am Vortag des achten Spiels in der 2. Bundesliga Nord ihren 38. Geburtstag feierte, eröffnete das Duell mit dem ersten Punkt des Tages. Behlen zog direkt nach. Frisch ins neue Lebensjahr gestartet, war Krohn voller Energie, ließ weitere fünf Angriffspunkte bis zum 11:11 folgen. Die Hamburgerin Behlen im Satz nur noch einen.

 Neben einer stark aufgelegten Krohn war der Block zu Beginn ein weiterer Erfolgsgarant. Stralsund machte am Netz dicht. So sah es beim 16:13 gut aus für die Wildcats. Dann durfte Scheuschner zurück auf die Bundesligabühne. Ihre Rückkehr begann äußerst unglücklich. Ihr erster Ballkontakt landete im Aus. „Das war einerseits die Aufregung. Andererseits fehlt mir die Sicherheit übers Training“, erklärte Scheuschner. Immer wieder schlugen die Gäste gnadenlos auf die 25-Jährige auf. „Ich hätte es nicht anders gemacht“, sagte sie achselzuckend.

Marlene Knoblauch beendete mit einem schnellen Angriff die ETV-Hatz von 13:16 auf 19:16. Die Mittelblockerin sammelte mit diesem Mittel einige Zähler im Laufe des Abends. Dennoch ging der erste Satz verloren.

Es blieb eng im zweiten Durchgang. Und es wurde teilweise spektakulär. Die Wildcats kämpften leidenschaftlich in der Abwehr um jeden Ball. Libera Sabrina Dommaschke streckte sich häufig erfolgreich. Ihre Teamkollegen standen ihr in den Abwehrbemühungen nicht nach. Das Publikum honorierte den Einsatz mit überschwänglichem Szenenapplaus.

Dann drückten Krohn und Behlen dem Spiel ihren Stempel auf. Erst schlug die Stralsunderin die Hamburgerin im Block an. Der Ball ging von da ins Aus. Krohn grinste breit, Behlen haderte (22:17). Kurz darauf konterte Behlen mit drei Punkten in Folge (18:23 bis 20:23), mal hart, mal mit Auge. Freundin Krohn beendete diesen Höhenflug (24:20, 25:21). Die Kapitänin feierte den Satzausgleich, als wolle sie sagen: „Seht her Mädels, so läuft’s!“

Wie es ganz und gar nicht lief, mussten die Wildcats im dritten Satz erfahren. Große Annahmeschwierigkeiten brachten die Gastgeberinnen schon früh unaufholbar in Rückstand (3:9, 6:14). Hamburg machte keine Fehler, Stralsund viel zu viele. Scheuschner konnte sich in der Phase nicht einmal über ihren ersten Punkt seit mehr als eineinhalb Jahren (7:14) freuen.

Das holte die ehemalige Wildcats-Kapitänin im vierten Satz nach. Scheuschner blockte zum 11:11 und schrie ihre Freude diesmal direkt raus. Und es kam besser. Sie ließ einen harten Schlag zum 12:11 und einen Tip zum 13:11 folgen. „Ich hatte mich dann sicherer gefühlt“, sagte Scheuschner, die nicht mit so viel Einsatzzeit gerechnet hatte.

Stralsund wehrte die „Kanonenschüsse“, die die Hamburgerinnen aus ihren Schlagarmen feuerten, stark ab. Zum Ende des Durchgangs folgte der Höhepunkt der Scheuschner-Rückkehr: Die Außenangreiferin platzierte einen schwierigen Ball auf Hamburger Boden zum 25:23. Wildcats-Trainer Robert Hinz feierte den 2:2-Satzausgleich und den damit verbundenen Punktgewinn fast wie eine Meisterschaft.

Dann hatte Anna Behlen aber offenbar genug von der Stralsunder Gegenwehr. Im Entscheidungssatz wuchtete sie die ersten beiden Bälle auf den Boden. Damit riss sie ihr Team schnell nach vorn und schlussendlich zum Spielsieg. Der Abschluss des Duells mit Krohn markierte die MVP-Wahl: Die Gastgeberin bekam die Silbermedaille, Behlen die goldene.

Wildcats: Dommaschke, Senger, Enning, Piest, Krohn (MVP), Vogel, Knoblauch, Polenz, Wedekind, Scheuschner

Von Horst Schreiber (OZ)