Das Nordduell in der 2. Volleyball-Bundesliga zwischen den Stralsunder Wildcats und ETV Hamburg geht an die „kleinen“ Hanseatinnen. Beim 3:1-Erfolg gewann Mittelblockerin Dana Polenz ihr Privatduell gegen die beste Freundin auf der anderen Seite des Volleyballnetzes.

Nach dem Duell konnte Dana Polenz ihr Siegerlächeln auch hinter der Maske kaum verstecken. Beim 3:1-Erfolg (25:23, 26:24, 19:25, 25:23) ihrer Stralsunder Wildcats über ETV Hamburg revanchierten sie die Volleyballerinnen nicht nur für die Hinspiel-Pleite in der Hafen-Metropole. Polenz durfte ebenso einen Erfolg gegen ihre beste Freundin Luise Klein bejubeln, tröste die Hamburger Zuspielerin aber umgehend mit Schokolade. „Wir hatten uns im Vorfeld natürlich geschrieben, dass wir uns aufeinander freuen“, erzählt Klein. Auf dem Feld legten beide ihr besonderes Verhältnis aber beiseite. Weder Sprüche noch Blicke wurden durchs Volleyballnetz ausgetauscht. Dabei standen sich Polenz und Klein ein ums andere Mal Auge in Auge gegenüber.

Sportlich legte die Hamburgerin im Privatduell vor, narrte die Stralsunder Abwehr zum 9:10 aus ETV-Sicht. Polenz zog nach. Eigentlich. Denn ihr Angriff, der mit vermeintlich Hamburger Blockberührung im Aus landete, wurde vom Schiedsrichtergespann als Punkt für die Gäste gewertet. Die dadurch erste Führung für den Zweitliga-Aufsteiger (17:16) hielt jedoch nicht lange. Sanja Bruns beendete den ersten Durchgang mit einem Aufschlag-Ass zur Wildcats-Führung.

Davon schüttelte Wildcat Svenja Enning, die später zur wertvollsten Spielerin ihres Teams gewählt wurde, zum Start in Satz Nummer zwei gleich drei aus dem Ärmel (5:0). Kurz darauf glich Polenz im Duell gegen Klein aus (10:7). Der Höhepunkt der „Privatfehde“ ereignete sich am Satzende: Die Stralsunderin blockte ihre Freundin zum entscheidenden 26:24. „Da habe ich mich natürlich extra gefreut“, sagt Polenz und blickte halb freudestrahlend, halb wehmütig zur Kumpeline, die die Szene seufzend kommentierte: „Da konnte ich auch nichts mehr machen.“

Doch im folgenden Durchgang hatte eher die Hamburgerin zu lachen. Kleins Ass zum 9:6 markierte den Startschuss zur besten Phase von ETV, nach der der Klub aus Eimsbüttel plötzlich mit 18:9 führte. Die Wildcats konnten am Ende nur noch Ergebniskosmetik betreiben.

In einem jederzeit gut umkämpften Spiel wurde es stets in den Crunchtimes sehr spannend und emotional. Hamburg führte im vierten Durchgang bereits mit 22:19, ehe Stralsund mit teils spektakulären Aktionen das Spiel drehte und drei Punkte einfuhr. „Ich denke, bei uns hat auch der Frust aus der Hinspiel-Niederlage dazu beigetragen“, beschreibt Polenz den entscheidenden Siegeswillen. „Am Ende haben wir einfach den einen Ball mehr gemacht.“ Klein zeigte sich enttäuscht: „Wir wollten an das Hinspiel anknüpfen. Es ist das Nordduell der Liga, da geht man mit anderen Erwartungen ran.“

Mit dem Sieg im Nord- und Privatduell (Polenz erzielte fünf direkte Punkte, Klein drei) baut die Rüganerin Polenz ihre Bilanz gegen Freundin Klein aus. 2012 lernten sie sich in der Talentschmiede des SSC Palmberg Schwerin kennen. 2016 trennten sich ihre Wege. Klein wechselte in die Bundesliga nach Berlin und später nach Hamburg, Polenz kam 2018 zu den Wildcats. Zeit zur Revanche wird Klein erst ab Herbst in der neuen Saison bekommen. Aber schon am kommenden Wochenende können Polenz und Klein wieder füreinander kämpfen. Die Wildcats spielen bei ETV-Verfolger VCO Berlin, Hamburg reist zu Stralsunds Tabellennachbar Borken.

Von Horst Schreiber (OZ)